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der baldeney marathon

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baldeney - verena 1998 - verena 1999 - isy 1999 - isy 2001

FortLAUFENDER FortSCHRITT

Marathon läuft man einmal und nie wieder oder einmal und immer wieder. Ich bin der immer-wieder-Typ. Allerdings habe ich mehr den Wunsch, neue Strecken zu erkunden, als schon gelaufene zu wiederholen. Nachdem ich nämlich letztes Jahr am Baldeneysee entdeckt habe welchen Spaß es macht, mit Nummer auf dem Bauch durch die Welt zu rennen besteht eigentlich der ganze Globus nur noch aus 42km Strecken. In der Tat kann man sich laufender Weise durch die ganze Welt hangeln und dabei kulturelle Bildung und Sport miteinander verknüpfen. Das hat ja auch durchaus etwas beruhigendes, das sich in New York genauso begeisterte Lauffreaks treffen wie in Norwegen. Und alle kulturellen oder sprachlichen Begrenzungen werden dabei stets viel schneller überbrückt. Neben den Marathonis gibt es dann auch die Ultra-Szene in die ich mich nun mittels der 76km am Rennsteig und eines 24Stundenlaufs in Schmallenberg schnellstens auch noch eingereiht habe. Überall so nette Läuferleute, da muß man einfach dazu gehören. Bei aller Entdeckungsfreude bleibt aber der Baldeneysee der Geburtsort meiner Läufer-Laufbahn und bedarf der besonderen Würdigung. Den will ich wiederholen, am besten jedes Jahr. Das Laufen in ständig neuen Gegenden liefert unentwegt neue Strecken-Eindrücke, das Wiederholen einer alt bekannten Runde dafür hoffentlich den idealen Läufer-Check. Was hat sich im letzten Jahr verändert, wie hat sich das Training ausgewirkt? Vor allem hat sich geändert, daß mein Freundeskreis plötzlich mindestens zu 50% aus Läufern besteht. Erstens lerne ich unentwegt neue Läufer kennen und zweitens fangen die alt bekannten Freunde an, mit mir zu laufen. Klar, wo sonst könnte man sich so entspannt und nett unterhalten? Das scheint den Nicht-Läufern überhaupt nicht klar zu sein, wie kommunikativ dieser Sport ist. Bei km 10 am Baldeneyseemarathon staunt jedenfalls eine Wochenendradlerin: „Meine Güte, wie könnt ihr denn bei dem Tempo noch unentwegt reden?“ „Ja, das Laufen ist eben gar nicht so anstrengend wie es immer heißt“, kontert mein Begleiter. Erst da wird mir bewußt, daß wir diesmal aber auch wirklich pausenlos plaudern, denn wir sind gleich als Gruppe zum diesjährigen Start angereist. Sogar meine Cousine aus Berlin ist gekommen. Das Marathonlaufen hat nämlich dazu geführt, daß wir unsere Verwandtschaft ganz neu entdeckt haben. Nun staunt sie beim Blick aus der S-Bahn:“Mensch, der Himmel ist ja ganz blau und so grün ist es hier!“ Es war wohl höchste Zeit die Bildungslücke zu schließen, daß der Himmel im Ruhrpott nicht mehr Kohle-schwarz ist und die Bäume gegenüber den Schornsteinen durchaus in der Überzahl. In Essen Hauptbahnhof sind wir erst unsicher welche S-Bahn uns zum gewünschten Ziel bringt, aber an den Turnschuhen identifizieren wir bereits die anderen Marathonis und gemeinsam nehmen wir auch diese Hürde. Umweltfreundlicher kann ein Marathon kaum sein: Von der S-Bahnstation Villa Hügel wird man wirklich fast direkt in das Wettkampfbüro gespuckt. Endlich sind wir im Besitz unseres Nummern-ich und stellen uns der spannenden Diskussion mit wieviel oder wenig Sachen man denn nun läuft. Der blaue Himmel hat sich wieder hinter Wolken versteckt und ich erinnere mich an die letztjährigen Orkanböen. dinos are always running Die Luft ist aber doch warm, und so entschließen wir uns in weitgehend sommerlichem Outfit aufzubrechen. Der obligatorische Toilettengang wird diesmal angesichts der langen Schlange schon zum Streßfaktor. Nur noch zehn Minuten bis zum Start! Den ersten Spurt müssen wir deshalb schon zum Startfeld zurücklegen. Schließlich wollen wir den feierlichen Augenblick des Startschusses nicht verpassen. „Neun, acht, sieben,sechs....“ zählt jemand lautsprecherverstärkt. „Wie Silvester!“ kichere ich aufgeregt und spüre sofort ein paar lächelnde Blicke, die mit mir Baldeney-Silvester feiern. Dann rollt das Startfeld langsam los. Wir haben keine Eile. „Weiter hinten ist die Stimmung immer viel besser!“, kommentiert auch gleich irgendwer seinen leidigen Entschluß, es diesmal in höherem Tempo zu versuchen. Wir bleiben dagegen der guten Stimmung treu, erzählen, lachen, scherzen - achja, und laufen! Die erste Stunde ist so schnell vorbei, daß ich schon fast bedauere „bloß“ 42km vorzuhaben. Bei km20 sind wir gerade zwei Stunden und 1 Minute unterwegs. So soll das Tempo bleiben. Ich möchte diesmal gerne in 4Std 15 ins Ziel kommen und das möglichst gleichmäßg laufend ohne große Gehpausen. Neben der guten Laune begleitet uns nun auch noch ein bißchen Oktoberregen, aber das tut uns mehr für das Publikum leid als für uns. Bei km 30 erinnere ich mich an meine letztjährige Gehpause an dieser Stelle und fühle mich einmal freudig durch meinen Körper: Nix schmerzt strahlwink128 und jeder Muskel freut sich, daß er bewegt wird! „Wir werden unentwegt schneller!“, brummt jetzt aber jemand neben mir und ich zügele meine Euphorie wieder ein wenig. Trotzdem reicht mein Höhenflug bis km35. Da werde ich über die neue Zwischenzeit mit dem Kommentar informiert:“Also Deine 4Stunden 15 schaffst Du jetzt auch wenn Du rückwärts weiter läufst!“ Das war dann allerdings schon fast zu viel der Freude. Beim Gedanken an das nahende Ziel fängt mein Herz so schnell an zu schlagen, daß wir kurzfristug das Tempo drastisch reduzieren müssen. „Zähl Schäfchen!“, ermuntert mich der lauferfahrenste Begleiter und dann beginnt er aber gleich mich mit ein paar Geschichtchen vom Erfolgsstreß abzulenken. Ich entspanne mich wieder und wir traben auch die letzten km friedlich nebeneinander. Als wir auf die Zielgerade kommen sagt jemand „Jetzt lächeln“ - aber das bedarf keiner Aufforderung mehr . Drei Freunde sind gekommen, uns abzuholen und halten die Fotoapparate im Anschlag. Jubel-Tränen-blind stürme ich auf das Ziel zu und übersehe dabei sogar fast die Rose die mir von einem der vielen freundlichen Helfer in die Hand gedrückt wird. „So strahlt man nach 42km!“, dröhnt es aus dem Lautsprecher und „4:11:28“ dokumentiert irgendwer mein Glücksgefühl. Ich war 20Minuten schneller als letztes Jahr und fühle mich viel weniger erschöpft. Aber genauso glücklich.

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7641 Zugriffe seit dem 03.10.2000, © Stephan Isringhausen

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