2. Chronologische Auszüge aus dem Leben von Dr. Adolf WeidmannDer Artikel zum "Leben und Laufen" des Dr. Adolf Weidmann (erscheint in leicht gekürzter Form in Ultramarathon 4/2001) versucht einen Einblick in den sportlichen Werdegang des Alterklassenrekordhalters zu geben. Und damit bei dem vielen Text die wesentlichen sportlichen Erfolge nicht untergehen, habe ich eine Übersicht seiner 100-km-Läufe in Biel angehängt. 2.1 Leben und Laufen
1922 zählte er - mittlerweile Buchhalter von Beruf - mit seinem Vater zu den Mitbegründern des Turn- und Sportvereins Glan-Münchweiler. Seine erst viel später entdeckte Leidenschaft für den Langstreckenlauf ließ sich aber jetzt schon erahnen, zeigte er doch Ausdauer und Leistungswillen im Nachholen des Abiturs, anschließendem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Promotion (Übrigens zur Problematik der Bierbesteuerung!) - ohne in dieser Zeit den Sport zu vernachlässigen: "Während meines Studiums spezialisierte ich mich auf den Mittelstreckenlauf 800 m, 1500 m, 3000 m bis hin zu 5000 m sowie Waldlauf. Meine Teilnahme an Hochschulmeisterschaften in Südwestdeutschland und auch an Deutschen Hochschulmeisterschaften war üblich und erfolgreich." Als Hauptpersonalratsvorsitzender der Deutschen Bank initiierte er die Sportabteilung derselben und so kam es im Januar 1966 zum Dämmerschoppen nach absolviertem Waldlauftraining, bei dem er - 64jährig - erstmalig von den 100 km von Biel hörte: "Ohne viel zu überlegen meinte ich, daß diese Strecke 'zu schaffen' sei." 17 Std. und 8 Min. benötigte er, um als 276ter von 794 Startern ins Ziel zu kommen und eigentlich sollte das sein einziger 100er bleiben - "Dann aber beeindruckte mich die Art der Versorgung und Betreuung rund um die Uhr so sehr, daß ich dazu neigte, auch im folgenden Jahre nach Biel zu reisen."
In den Folgejahren war er immer am Start, lief 1986 mit 21 Std. Deutschen AK-Rekord M85, mußte 1987 noch einmal aufgeben, um in 1988 mit 21 Std. 32 Min. 21 Sek. die Weltbestleistung in der M85 nachzulegen. Roland Paul und Dr. med. Peter Kiderle hatten in diesem Jahr erstmals die persönliche, fürsorgliche Betreuung an den Verpflegungsstellen übernommen - wie in den Folgejahren 1989/90 auch. Der Lauf 1966 sollte eigentlich eine einmalige Angelegenheit bleiben, 1977 beschloss er, nie wieder anzutreten, da er die Nahrungsaufnahme beim Laufen nicht mehr vertrug (Dies Problem bekam er mit der Teelöffel-Methode in den Griff), 1982 lief er die Weltbestzeit in der M80, danach erst den Deutschen Rekord und dann den Weltrekord in der M85, und 1991? 1991, 25 Jahre (EIN VIERTELJAHRHUNDERT!) waren seit seinem ersten Start in Biel vergangen, wollte er seinen 19 erfolgreichen Teilnahmen noch eine 20. folgen lassen. Er selbst fand das Unternehmen aber so kühn, dass er im Vorfeld den Veranstalter darum bat, im Falle, dass er die Sollzeit nicht erreichen sollte, eine 19 in die Bieler Annalen einzutragen - und zur 20 Schillers Spruch "'Denn mit des Geschickes Mächten ist kein ewger Bund zu flechten', zumal nicht im 90. Lebensjahr!" anzufügen. Aufgrund seiner Bedenken wurde ein Team zusammengestellt, 2 Begleitfahrzeuge, 2 Begleitfahrräder und Prof. Dr. med. Klaus Jung begleitete ihn zu Fuß. Adolf Weidmann stand am Start mit süßsaurem Gesicht, sauer wegen des Regens und "...mir war ein heiterer Gedanke in den Sinn gekommen. Ich fragte mich, wie es denn wäre, wenn Professor Jung nicht mich, vielmehr ich ihn zuguterletzt ins Schlepptau würde nehmen müssen." Mit 22:35:13 blieb er aber fast 1,5 Stunden unter dem Zeitlimit, seine Sorgen erwiesen sich als unbegründet und ganz nebenbei hatte er einen Deutschen AK-Rekord M90 über 100 km Straße aufgestellt! Am 25. November 1994 ernannte ihn die DUV zum 1. DUV Ehrenmitglied. |
Dies insbesondere für
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1997, bei der 75-Jahr-Feier des Turn- und Sportvereines Glan-Münchweiler, der von ihm und seinem Vater mitbegründet war (s.o.), hielt er noch eine mit großem Beifall aufgenommene Ansprache. Am 26. Juni des Jahres verstarb Adolf Weidmann im 96. Lebensjahr in seinem Heimatort Matzenbach "nach einem erfüllten Leben." (Roland Paul) Noch im gleichen Jahr wurde von der Deutschen Ultramarathon Vereinigung der Dr.-Adolf-Weidmann-Preis gestiftet: "Zum Andenken an das 1. DUV-Ehrenmitglied Dr. Adolf Weidmann und in Würdigung seiner hervorragenden Verdienste um den Ultramarathonlauf in Deutschland stiftet die Deutsche Ultramarathon Vereinigung den Dr.-Adolf-Weidmann-Preis. Die bisherigen Preisträger sind Horst Feiler (1998), Dr. Heinrich Gutbier (2000) und aktuell Manfred Maschke (2001, M80), der bei den widrigen Bedingungen der diesjährigen deutschen Meisterschaften im 24-Stunden-Lauf (Dauerregen und teilweise unter 10 Grad!) 127,927 km zurücklegte.) Erst 1998 wurde Adolf Weidmanns Altersklassenrekord in der M80/100 km von Helmut Gnosa (Hamburg, 15:32:36, gelaufen ebenfalls in Biel) überboten (mittlerweile Philippe Latulippe, Saint Donat, 1999), seine Rekorde in der M85/M90 bestehen immer noch... Am 8. Oktober 2001 wäre Dr. Adolf Weidmann 100 Jahre alt geworden. "...ich versäumte noch zu erwähnen, daß ich bei meinen Märschen, wie ich das nenne, "schlappse", weil ich mir vor Jahren, bei meinem Training, wozu auch Holzhacken gehörte, in den rechten Fuß gehackt hatte. Das hört sich so an: "Tapp" ...(rechter Fuß)..."kurze Pause" (linker Fuß bzw. der mitmarschierende Sportschuh). Also: ..."tapp"..."Stille"..."tapp"..."Stille"... als ob nur der rechte Fuß etwas zu sagen hätte, während der linke Fuß still und bescheiden folgt! Meter um Meter, Kilometer.um Kilometer ..."tapp"..."Stille"... immerfort, 10 km, 20 km, 40 km, 80 km, 99 km dem Ziel in Biel entgegen ..."tapp"..."Stille"...! Alle Zitate, soweit nicht anders angegeben, von Dr. Adolf Weidmann
9717 Zugriffe seit dem 30.11.2001, © Stephan Isringhausen-Bley
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