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Mattin Becker zum 23. DM 100Km-Bad Neuenahr-Ahrweiler (17.10.2009) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)
Alle zeigen - Bericht von Mattin Becker zum 23. DM 100Km-Bad Neuenahr-Ahrweiler:
Mattin Becker , 17.10.2009

Zwischen den Fronten (Ahrweiler-der etwas andere Bericht)

Wer jetzt einen reißerischen Bericht erwartet, braucht sich nicht die Zeit nehmen um weiter zu lesen.
Dies ist eher ein subjektiver Bericht über den Kampf zwischen Gut und Böse, den Kampf zwischen Asphalt und dem Stuhl.

Das Laufjahr verlief bislang eher Bescheiden, es gab nur sehr wenige positive Ausreißer, meistens in den Bergen. Jetzt kamen aber die Meisterschaften in Ahrweiler 100km „im Kreis“. Teufelchen: „das stehst Du nie durch, keine Gelegenheit zu Gehen, keine Wurzeln, Steine, Pfützen, Matsch“ – Engelchen: „Du hast Dich doch als Erster angemeldet, als feststand dass die Veranstaltung in Ahrweiler stattfindet, Du stehst doch nach der Absage beim 24er bei den Troisdorfern für die Mannschaft im Wort“. Glücklicherweise behielt das Engelchen die Oberhand, und so fand ich mich am 03.10. am Schulzentrum in Ahrweiler wieder. Beim Eintreffen um 05:30h spielten sie sogar das Sauerlandlied „...Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland...“

Versorgungsstand der MUTler aufbauen, viele Bekannte begrüßen, Toilettengang, gelassen ging es wenige Minuten vorm Start um 06:30h an die Startlinie.
Los ging es vom Schulhof herunter auf die Straße, die Strecke war durch den städtischen Bauhof vorbildlich abgesperrt und in den dunklen Morgenstunden an mehreren Stellen zusätzlich ausgeleuchtet. An den markanten Stellen standen zudem noch freundliche Helfer.


Der erste Kilometer beinhaltete eine kleine Steigung, was mir als bergerfahrenem Sauerländer keinerlei Probleme bereitete. Über eine Brücke ging es auf die andere Flussseite auf den Ahrtalradweg. Einen kleinen Schlenker durch ein Wohngebiet mit vielen freundlichen Kindern und Anwohnern. Schon war KM 3 erreicht, am Kurpark über eine weitere Brücke wieder ans andere Ahrufer, entlang einem Hotel, wo von links die Gäste vom Frühstückstisch grüßen. Noch ein Brückenanstieg und eine Unterführung und schon ging es wieder Richtung Schulhof. Hier waren noch ein paar Schlenker und Kurven zu bewältigen und man war wieder an der gut bestückten Verpflegungsstation angelangt.

Die ersten zwei Runden lief ich verhalten, zwangen mich immer wieder Pinkelpausen in die Büsche. Mit aufkommender Helligkeit vermochte ich auch mein Tempo steigern. Die Rundenzeiten lagen zwischen 27 und 29 Minuten. Bis KM 40 lief alles locker, selbst die kühlen Temperaturen am Morgen vermochten einem kälteerfahrenen Sauerländer nichts anzuhaben. Doch dann gewann das Teufelchen wieder überhand „warum läufst Du hier überhaupt, man könnte sich jetzt so nett Kaffee und Kuchen gönnen“ Also eine Runde noch, Marathondistanz muss ja mindestens sein. 45km erreicht, mmmh so eine krumme Zahl, also 50 mache ich noch voll. Dann zum Ende der 10. Runde lacht mich der Stuhl am Verpflegungsstand der MUTler an, erstmal gegen den Widerstand der Helfer hinsetzen. 10 Minuten lang schaue ich mir das Geschehen auf der Strecke an, grübel über das Weiterlaufen und das Kuchenessen nach. Zeitgleich läuft der Schiermi, auch aussem Sauerland, die 6h von Kleinkarlbach. Letztes Jahr war er dort 54km gelaufen, und wollte in diesem Jahr „den eigenen Streckenrekord brechen“.

Das kann ich ja nun mal gar nicht auf mir sitzen lassen, also wieder raus aus dem Stuhl, 50km in genau 5:00h passiert. Runde 11, 55km absolviert, sollte Schiermi wirklich mehr als 55km laufen? Also noch eine drauf, 60km, na ja die letzte Runde könnte ich ja wenigstens noch gehen. Bei 65km zieht mich wieder der Stuhl an, diesmal ohne Gegenwehr Platz genommen, wieder lange verweilt, befand mich zwischen den Fronten, mit Engelchen und Teufelchen diskutiert. Die letzten bergigen Läufe finishte ich in Sonthofen über 69km und Plettenberg über 68km, sollte ich jetzt auf dieser flachen Strecke bei 65km aufgeben? Das ließ mein Ehrgefühl auch nicht zu, eine Runde noch und ich wäre mit absolvierten 70km aus dem Schneider.
Allahopp, der erste Kilometer war erst noch beschwerlich. Inzwischen wehte dort ein heftiger Westwind, aber der kann einem bodenständigen Sauerländer....(hatten wir das nicht schon mal?) Als ich dann kurz drauf mit Schwung von der Brücke herunter beschleunigte, lief es plötzlich wieder, und das Kilometer um Kilometer immer besser. Ohne Boxenstopp bei 70km durch, 7:28h, plötzlich schoss mir die Meisterschaftsregel durch den Kopf. Um in die Wertung zu kommen, musste ich die 90km in 9:30h passieren. Also blieben mir für die folgenden 20km noch 2h Zeit, bedeutet incl. Pausen einen 6er-Schnitt zu laufen.
Wollte jetzt, wo ich soweit gekommen bin und es inzwischen wieder lief, nichts unversucht lassen. Die nächste Runde lief ebenso gut, Ansage bei 75km am Verpflegungsstand: „So jetzt planen wir mal die 100km“. An Aufgeben wurde jetzt kein Gedanke mehr verschwendet, konnte die Runden incl. Geh-, Pinkel-, und Versorgungspause unter 30min laufen. Die Uhr lief unaufhörlich, nicht mal Zeit Barbara Mallmann zum 3. Platz zu gratulieren, die Sache mit dem Cut-Off war eine knappe Sache.


Für km 85-90 hatte ich noch genau 30 Minuten Zeit, also Verpflegung ausgelassen und gleich durch. Es lief weiterhin problemlos, so dass ich die 90km-Marke in 9:27h passieren konnte. Nach dem Durchlauf der Zeitmessung gönnte ich mir erst noch mal eine 5minütige Energiepause. Alle Reserven noch mal auffüllen, die letzten 2 Runden sollten jetzt auch kein Problem mehr darstellen. Die ersten Meter begleitete ich noch Tom Kuschel vom MCM der in seiner letzen Runde war. Nachdem ich ihm versichert hatte, noch 2 Runden vor mir zu haben, ließ er mich bedenkenlos ziehen. Die letzten 10km waren jetzt nur noch Formsache, die Beine liefen locker, die Kraft war noch vorhanden. Da die Troisdorfer nach einem langen, mühsamen Tag am Verpflegungsstand aber bald nach Hause wollten, begnügte ich mich heute mit 100km obwohl sicher noch etwas mehr gegangen wäre.
Aber wer weiß wie schnell das Teufelchen gegenüber dem Engelchen wieder Oberhand bekommen hätte.. :=)

Den Erfolg der MUTler vervollständigten Jürgen (Mo) Mosler in 9:14h, Elke Dörnfeld 10:15h (beide in ihrem ersten 100km-Lauf) und Sabine Schäfer 10:57h.

Mein besonderer Dank gilt den vielen unermüdlichen Helfern, insbesondere den Troisdorfern, Elke, Ulli, Martina, Michael, Gaby, Volker, Jonas, den Organisatoren/innen, den freundlichen Zuschauern sowie den MitläuferInnen für die vielen netten Unterhaltungen und aufbauenden Worte.


© Mattin Becker, 17.10.2009

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


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