Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Roland Rothfuß zum Fidelitas Nachtlauf (01.07.2008) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)
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Roland Rothfuß , 01.07.2008

Nicht verlaufen- aber fertig...

Fidelitas Nachtlauf 80 Km Karlsruhe, 30. Auflage. Nachdem ich 1987 und 2007 hier schon gelaufen war, dabei 5 mal vom Weg abkam, hatte ich in Biel gemeldet. Überhaupt mein Lieblingslauf...

Da setzte mich in der heißen Vorbereitungs-Phase eine hartnäckige Virus-Infektion mit Kieferhöhlen-Vereiterung 15 Tage auf Lauf-Zwangs-Pause- für jeden Ultra ein Horror.

Nach Antibiotika-Einsatz baute ich mich wieder auf: 50- 70- 100- 110- 125- 95- 64 plus 80 Wettkampf- Wochenkilometer- zu spät für Biel- aber für Karlsruhe reichte es gerade noch. Also gut, da hatte ich ja noch eine Rechnung offen...

In Ettlingen schaute ich mir genau noch die Strecke an bis zum Radweg, denn da waren prompt wieder Flatterbänder abgerissen.

Das Wetter war bewölkt und trocken, aber nicht heiß- ideal...Denkste, als ich um 16 Uhr dem Taxi am Startbereich entstieg, riß der Himmel auf, Sonne satt, die Temperaturen schossen förmlich in die Höhe- ideales Badewetter. Auch nachts kühlte es kaum ab...

Wen traf ich da gemütlich sitzend auf der Terrasse des Clubhauses? Steppenhuhn Bernhard Sesterheim, unverkennbar: Piraten-Kopftuch, sein Markenzeichen.
Wir beschnupperten uns kurz, Bernhard hatte sein neues Buch dabei- müßt ihr lesen, Leute, da schreibt ein echter Kenner der Szene...

Am Nachmeldeschalter eine lange Schlange- super, das Orga-Team schaffte es dennoch, der Startschuß knallte punkt 17 Uhr !!!

Die ersten 2 Stunden lief man in voller Sonne, und bei mir ging die Krise los: Magen/Darmprobleme, Busch-pitstop nötig, ich konnte die aufgenommene Flüssigkeit samt Elektrolythen schlecht bei mir behalten: Power weg, leichte Krämpfe, fertig...

Die Streckenbeschreibung spare ich mir, Interessierte können meinen Bericht " Einsam durch die Nacht- Verlaufen inclusive " vom Vorjahr lesen. Nun waren meine Kämpfer-Qualitäten gefragt. Ich schlich dahin und schaltete völlig ab, loslassen, nicht denken, nur Laufen...Meine Meditations-Praxis kam mir zugute, die Zeit schrumpfte, ich lief wie in einem (Alp) Traum...

Noch 2 Mal mußte ich in die Büsche, fertig, Beine schwer, schmerzten, der Körper hatte genug, der Wille oder mein ES nicht: Aufgabe indiskutabel, eher krieche ich ins Ziel...Aber ich lief...Von der Schönheit der Strecke sah ich nicht viel, aber oben auf der Jöhlinger Höhe genoß ich das Panorama...

Auf dem Wurzelweg stolperte ich zwar, aber auf glatter Asphalt-Straße trat ich in eine Kuhle und stürzte, fing mich zwar noch ab mit einer Hand, saß aber verdattert auf dem Hintern...Wieder aufgewacht !!!

Dann waren plötzlich die Schmerzen weg, das Tempo wurde wieder flotter, jetzt kamen die langen Waldpassagen, rechts rauschte der Wildbach, wieder ging es einsam durch die Nacht.
Der gute Elvis fiel mir ein: " Are you lonesome tonight? " Yes, ich war- und ich fand es gut...

Zwar gab es wieder kein einziges Kilometer-Schild, eine badische Spezialität, aber die Strecken-Markierung war erheblich besser, auch gab es an besonders problematischen Stellen auch hier und da einen Posten. Sehr gut wieder die Strecken-Verpflegung, reichhaltig und ebenso gut das Engagement der jeweiligen Standbesatzungen.

Endlos zog sich der Weg hin bis Ettlingen, einmal konnte ich gerade noch über einen Igel hüpfen: der war, geblendet von meiner Stirnlampe, einfach sitzen geblieben, und niemand soll durch mich zu Schaden kommen...

Über den Höhenweg ging es locker jetzt `rein nach Ettlingen, und 50 Meter vor unserem Hotel Watthalden ( Sehr gut, empfehlenswert, das beste Frühstücksbuffet, das ich je genoß...) war der Verpflegungsstand aufgebaut.

Hoch durch Ettlingen und auf den Radweg, vor zum Wald: Ich wußte, die letzte Verpflegungsstelle war in den Wald verlegt worden...Dann der Waldweg: endlos, das sollten 4 Kilometer sein??? Zum Schluß mußte man wieder höllisch auf die Markierungen aufpassen, ich sah und hörte nichts vom Ziel-Bereich...Hatte ich mich wieder verlaufen?

Plötzlich sah ich Flutlicht und eine Art Hinterhof, eine Halle, Rasengittersteine, aber ich hörte Null und nix...Um die Ecke der Halle, da war das Ziel: Keine Ansage, eine Medaille umgehängt, meine Frau war wenigstens erfreut, mich zu sehen.

Zeit indiskutabel, aber egal: 9:14:29 h, 84. Gesamt und 2. M60...Na so was, anscheinend hatten andere auch Probleme. Später erzählte meine Frau, daß Läufer aus allen möglichen Richtungen das Hinterhof-Ziel erreicht hatten.

Wieso man auf den Stadion-Einlauf auf dem PSK-Gelände verzichtet hatte, kann ich nicht nachvollziehen. Außerdem quittierte der Sprecher nach kurzer Zeit den Dienst, ich habe noch nie so eine lieb-und interesselose Zielatmosphäre erlebt...

Dann fehlte mein deponierter Beutel, man wußte zwar, ja der war da, aber den hat jemand wohl im Auto- oder ist er nebenan deponiert? Also `rüber zum Start, neben den Duschen waren einige Taschen in völliger Dunkelheit deponiert, Licht abgedreht: doch wozu war eine Stirnlampe vorgeschrieben...Der Beutel fehlt bis heute.

Zwischenzeitlich hatte die Ziel-Crew die Ergebnisliste ausgedruckt, und verdutzt sah ich meine Platzierung. Als ich schließlich einen Orga-Mann erwischte und vorsichtig nach einer Auszeichnung fragte, hieß es zackig: " Pokale werden nachgeschickt ! " Aber laut Ausschreibung müssen die vor Ort in Empfang..." Wurde geändert ! " Aha...

Man hatte das Gefühl, als Einzelläufer zu stören, wogegen die Staffeln fleißig geehrt wurden und auch einige Radbegleiter. Also keine Sieger- oder sonst was-Ehrung...

So vergrault man Wiederholungstäter, liebes Orga-Team...Der Zielbereich-Service sollte verbessert werden- letztes Jahr gab es da nichts auszusetzen. Das soll aber nicht heißen, daß man den Lauf nicht empfehlen kann ! Ich habe letztes Jahr geschrieben: " Dieser Lauf verdient mehr Teilnehmer..." und sage das immer noch.

Nach 4 Stunden Schlaf Wiederversöhnung mit der Welt: Zuerst das Frühstücksbuffet, das ich ultralang frequentierte und dann ein Mittag in der Ettlinger Fußgänger-Zone mit Frau und einer Bekannten aus Pforzheim: Südländisches Flair, Kuchen und Cappuccino, anschließend noch Penne arrabiata, dazu 2 Frauen...

Mann, bin ich blöde, das Leben ist so easy- aber eben erst nach einem Ultra- oder sehe ich das falsch??? Mich interessieren eure Meinungen...Ach ja, und die Deutschen wurden Vize-Europameister im Fußball...

Nachtrag: Zuhause schickte ich eine e-mail an das Orga-Team und schilderte meine Problemchen; die Antwort war etwas verschnupft und ich wurde der Ungeduld bezichtigt, alles würde nachgeschickt...Nun sind mittlerweile 2 Wochen `rum und nichts kam- also übe ich mich weiterhin in Geduld...

Nachtrag 1: Nach 18 Tagen ein Päckchen: Mein Beutel samt Inhalt, Finisher-Shirt, cap und meine Handschuhe- die sind mir wertvoll, weil sie mich bei unzähligen Kälte-Läufen gewärmt haben !!! Danke, Orga-Team, super- sicher bekomme ich auch noch meinen Pokal...Ich übe weiter Geduld...

Nachtrag 2: Nach nun genau einem Monat habe ich das Warten aufgegeben- immerhin ein Novum in 30 Jahren Lauf-Karriere: Die erste ausgefallene Siegerehrung und nix für den 2. Platz...
Das ist mir noch nicht einmal beim kleinsten 10 Km-Lauf in Hintertupfingen oder Kleinkleckersdorf passiert...Doch man soll sich nicht zu wichtig nehmen...Entenhausen ist halt überall, grins...

Finaler Nachtrag 3: Einen Tag später, am 29. Juli, erhalte ich das 2. Päckchen mit meinem Pokal...Ich fasse es nicht, auf die Jungs und Mädels ist Verlaß !!! Ich schreibe die 2. Dankes-Mail und rechne: 7.80 € haben beide Päckchen gekostet- nur Portokosten !!! Ja das findet man nicht alle Tage, daß man so hofiert wird als Läufer...

Danke nochmals, liebes Orga-Team !!!

© Roland Rothfuß, 01.07.2008

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


Kommentare Kommentare zu diesem Bericht:
 
  • Kein Betreff nonplusultra 02-07-2008 12:04

nonplusultra schrieb am 02-07-2008 12:04:

Kein Betreff

Interessanter Bericht, aber wohl mit dem After-Race Blues verfasst...Mit dem Finama scheinst Du offenbar nicht ganz zurechtzukommen. Ehe Du mit diesem Bericht potentielle künftige Starter abschreckst, möchte ich einen Doppelkonter setzen: Anton Lautner hat über den gleichen Lauf auf marathon4you einen ganz anderen, wesentlich positiveren Bericht mit jeder Menge Fotos (auch von der Siegerehrung!) geschrieben.

Und auch ich war im gleichen Rennen: zwar hatte ich besonders in der letzten Stunde manchmal Schwierigkeiten, die Streckenmarkierung auszumachen, aber das ist ja auch zu erwarten gewesen (Dunkelheit, eine gewisse Erschöpfung, sowie Dein Bericht aus 2007...). Anstatt die Organisatoren zu bekritteln, möchte ich mich eher bedanken, dass sie eine solche grosse Schleife mit hoher Verpflegungspunktdichte anbieten. Die Strecke ist zu 99% hervorragend zu laufen (Wurzelpassagen etc. insgesamt vielleicht 800m), sie eröffnet klasse Fernsichten (jedenfalls bei einer Wetterlage wie dieses Jahr), und mit dem Durchlaufen von kleineren Orten alle 5, 6 km bietet sie auch genügend Abwechslung. Ich jedenfalls freue mich, dort gelaufen zu sein - auch wenn ich mit meiner Leistung dort nicht gerade superzufrieden bin.
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