Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Michael Eßer zum Brocken-Challenge (13.02.2009) - Ultramarathon beim Steppenhahn (10.2000)

Zufälliges Zitat

"Wenn Laufen das einzige Ziel wäre würden wir viele unvergessliche Momente versäumen"

Jean-Claude Le Cornec, Organisator Foulees de la Soie

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Michael Eßer , 13.02.2009

Eistanz - Entsafter - Brocken-Kampf (Brocken-Challenge)

Brocken-Challenge
Ein Erlebnis- und Wohltätigkeitslauf von Göttingen zum Brocken-Gipfel.
Als Kurzbeschreibung für die Brocken-Challenge trifft es die Veranstaltung vollends!!

Am Samstagmorgen, um 6 Uhr stehen im Hainholzhof Kehr in Göttingen viele Vermummte und warten darauf, das jemand das Startsignal gibt. Wäre dies eine normale Veranstaltung, würden sich die Läufer/innen am Start drängeln und losspurten. Hier stehen die 125 gemeldeten Teilnehmer locker in einzelnen Gruppen auf dem Parkplatz und unterhalten sich, bevor jemand der Organisatoren das Wort ergreift, allen einen guten Lauf wünscht, zur Vorsicht auf der Strecke anmahnt und uns dann mit einem „Los“ auf die Reise schickt.

Da war wieder die faszinierende Atmosphäre, es ist dunkel, einzelne Stirnlampen erhellen den Weg im zu durchlaufenden Göttinger Stadtwald und kleine Fackeln am Wegesrand weisen auf den ersten Kilometern den Weg. Es wird gequatscht, sich ausgetauscht und immer wieder ertönen einzelne Rufe der Vorsicht, von vorne, neben mir und von hinten. Die Strecke ist teils spiegelglatt und die begleitenden Fahrradfahrer von einzelnen Läufern haben ihre Mühe auf der Strecke zu bleiben, bzw. bei einzelnen Steigungen überhaupt vorwärts zu kommen.
Ihr Tag sollte kaum weniger anstrengend als das der Läufer werden. Wir rutschen teils den Weg entlang, ich entscheide mich für den Wegesrand, denn hier ist teils eisfreier Belag, bzw. Gras und hartgefrorener Boden, allerdings lässt dies kein rhythmisches Laufen zu. Die Bewegungen ähneln eher einem Steppen auf unterschiedlichen Höhen zu. *lach*
Ein crazy Guy war aber auch hier dabei, lief er doch im T-Shirt. Ich wollte gar nicht wissen, ob es einer verrückter Engländer war, oder ein „harter“ US-Soldat. Die kleine Gruppe fluchte auf jeden Fall teils ordentlich bezüglich der Glätte.

Die erste Verpflegungsstelle beim KM11 in Landolfshausen wurden von den meisten noch im Dunkeln erreicht. Warme Getränke sind hier am meisten gefragt, obwohl es eigentlich für die Jahreszeit recht mild war. Es waren um die 0 Grad. Gefühlt aber wohl etwas darunter, obwohl noch kein Wind zu spüren war, der sollte uns erst auf dem Schlussanstieg begleiten.

Der Nebel war beeindruckend, als es langsam hell wurde und der Tag erwachte, während der zweite Teilabschnitt von Landolfshausen – Seeburg führte und die zweite Verpflegungsstation bei KM 16,2 auf uns wartete. Ein recht kurzweiliges Stück und doch hielt jeder an der Station an, um sich zu stärken, egal ob sie mit Rucksack gelaufen sind und selbst noch Reserven dabei hatten, oder diejenigen, die nur mit einem Trinkrucksack unterwegs waren.
Es gab wieder die unterschiedlichsten Läufertypen auf der Strecke, ich vergleiche das immer mit einem Hotel, Übernachtung, Frühstück, Halbpension oder Vollpension. Man sieht welche, die gar nichts dabei haben, außer dem Handy als Pflichtausrüstung und dann nur welche mit Trinkgürtel oder Trinkrucksack und dann die Variante zwischen Halb- und Vollpension, sprich die Verpflegung kann teils selbst übernommen werden und den Vollverpflegern, die sogar Ersatzklamotten dabei haben!!!!
Die Strecke auf den ersten 30KM ging vom Start bei 320HM über Wellen bis 430HM hinab auf ca. 210HM am Verpflegungspunkt Rhumequelle bei KM 30,8
Hier entstand eine größere Gruppe am Verpflegungsstand, weil niemand mehr weg wollte. Die Auswahl war so klasse, dass ich keine Bange hatte, später am Brockengipfel allzu viele Kilos verloren zu haben.
Apropos Rhumequelle, hier hatte uns der Schnee endlich gepackt, die Landschaft war weiß und blieb es auch, der spiegelglatte Boden tauchte nur noch vereinzelt auf.
Ab hier bildeten sich kleine Gruppen, die ein ähnliches Tempo liefen, mal fielen sie auseinander, weil es hinauf ging und mal kamen sie wieder zusammen, als es hinunter führte.
Ich lernte Gerhard, Birte, Wolfgang, Bill und andere näher kennen. Den größten Teil der Strecke war ich jedoch mit Wolfgang und Gerhard abwechselnd unterwegs. Mal wieder eine wunderbare Gelegenheit, sich auszutauschen und andere, neue Läufe kennen zu lernen. Wolfgang kommt aus Wiesbaden, Gerhard aus der schwäbischen Region, was unschwer an seinem „Slang“ zu erkennen war.
Wolfgang hätte ich stundenlang zuhören können. Dieser Typ Läufer beeindruckt mich mehr, als mancher andere, hat er doch eine gewisse Lässigkeit in seinem Läuferleben erreicht. Anfangs noch ausgerichtet auf Zwischen- und Endzeiten, ist er nun jemand, der die Läufe genießt, sie mitnimmt und Erfahrungen auf Ultradistanzen und bei Extremläufen gemacht hat.
Gerhard ist ebenso wie ich, noch recht kurz bei den Ultradistanzen dabei, hat die Brocken-Challenge aber schon einmal erfolgreich beendet.

Herrliche Landschaftsbilder konnten hier gemacht werden und gedanklich konnte man die nächsten Kilometer bis zur Verpflegungsstation bei KM 42,6 an der Dreymannsmühle „rollen“ lassen. Hier wollten einige Läufer aussteigen, was ich erst nicht verstehen konnte. Aber das sollte sich so langsam ändern, denn in der kleinen Gruppe, in der ich lief, waren auch Wiederholungstäter dabei, die immer wieder das Wort vom „Entsafter“ in den Mund nahmen.
Jetzt begann die eigentliche Bedeutung des Brocken-Challenge, ab nun ging es bis KM55 von 300HM (NN) auf knappe 700HM (NN) hinauf, zum vorerst höchsten Punkt. Bei schneefreier Strecke hätten uns hier „Reiter“ verpflegt, aber das war bei den Wetterbedingungen nicht möglich, daher wartete hier eine kleine Frauenriege mit süßen Kleinigkeiten als Abwechslung. Nun war Vorsicht angebracht, denn ausnahmsweise durften wir jetzt auf der Südharzloipe laufen, die eigentlich für Fußgänger gesperrt ist, da hier das Revier der Langläufer war. Wir benutzten alle den Mittelteil des Weges um die Loipen nicht zu beschädigen. Dies war Teil 1 des so genannten „Entsafter“, einer Strecke, die einem alles abverlangt, körperlich wie gedanklich, denn wenn man nur sieht, das es Bergauf geht, kann das schon an der mentalen Kraft knabbern. Daher kam in der Ausschreibung auch nicht zu Unrecht, das man sich mit der Strecke, den Teilabschnitten, u.a. des „Entsafter“ und Erfahrungsberichten auseinandersetzen sollte!!!
Hier laufe ich auf jemanden auf, der von hinten so aussieht, als wenn er aussteigen wollte.
Er geht langsam und leicht gebeugt nach vorne, als wenn er sich quälen würde. Als ich bei ihm bin, fragt er mich nach meinem Handy, da sein Akku leer sei und er Hilfe rufen wollte, da ihm „saukalt“ sei und er frieren würde. Kein gutes Zeichen, als ich meinen Rucksack ausgezogen und ihm das Handy reichte, kam Wolfgang auf uns zugelaufen. Er erkundigte sich bei ihm und er meinte, das er nicht ko sei, sondern nur durchgenässt sei und frieren würde.
Wolfgang war einer der Vollpension gebucht hatte, *lach*, er hatte Ersatzklamotten dabei und wollte sie ihm geben, damit könnte er dann weiterlaufen, sofern er es wollte.
Er wollte und an der nahegelegenen Verpflegungsstation zog er sich um. Er kam tatsächlich knapp vor mir ins Ziel. Klasse!!!!!
Aber das war erst die Hälfte dieses Streckenabschnittes, denn weitere ca. 10KM sollten uns noch einmal einiges an Höhenmeter bewältigen lassen, obwohl einem erst suggeriert wird, das es leichter wird, da die ersten 5 Kilometer eben verlaufen, bevor es dann von 540HM (NN) über den Verpflegungspunkt bei KM 63, der Lausebuche in Oderbrück, hinauf bis KM 68 auf ca. 850HM (NN) zieht.
Paprika, Tomaten, Brötchen, Cabanossi, Süßigkeiten, Hühnersuppe, warme Getränke, Iso-Getränke, Würstchen, Kuchen, Lebkuchen, Gebäck, Tee in verschiedensten Varianten, Wasser, Traubenzucker, …..
Ich konnte gar nicht soviel essen und trinken, was uns auf der Strecke alles geboten wurde.
Hier trafen wir uns wieder, Wolfgang, Birte, Gerhard und Bill, der an diesem Tag von einem Fernseh-Team begleitet wurde, bzw. immer wieder auf Teilabschnitten gefilmt und interviewt wurde.
Wolfgang und Bill verloren wir allerdings auf dem Schlussanstieg aus den Augen. Es war schon wieder dunkel, als ich auf Gerhard und Birte auflief und uns Dreien ab dort den Weg erleuchtete.

Der Schneefall wurde nun langsam immer stärker.
Jetzt hieß es noch einmal Kräfte sammeln und sich für die letzten ca. 8 KM bis zum Ziel des Brocken auf 1142HM (NN) zu machen. Hier wartete auf uns noch die sog. Rampe, die einem mit ca. 30% Steigung noch einmal alles abverlangt. Wir entscheiden uns teilweise für das Gehen auf den Gleisen, denn die Brocken-Bahn würde zu diesem Zeitpunkt nicht mehr fahren. Übrigens kam jetzt der Eingangs erwähnte Wind und nun auch nicht zu knapp. Die gefühlte Temperatur sank erheblich. Der Veranstalter hatte bewusst in seiner Ausschreibung darauf hingewiesen, das es auf dem Brocken ein anderes Klima gibt und das das Zwiebelschalenprinzip angebracht wäre, da einmal die Brocken-Challenge wetterbedingt bereits abgebrochen werden musste.
Wir hatten die Zeit und die Ruhe uns zu unterhalten, natürlich über diverse Läufe.
Alleine wäre einem der mühsame Aufstieg sicherlich schwerer gefallen, aber zu zweit oder in einer kleinen Gruppe motiviert man sich doch gegenseitig. Zumal so kurz vor dem Ziel!!

Die Rampe machte ihrer Bedeutung alle Ehre, reichlich Schnee, steil Bergauf und ein Wind, der natürlich von vorne kam, ließ uns nur langsam Meter für Meter vorwärts kommen.
Von den Gleisen auf die Brockenstraße gewechselt, erschien vor uns ein Lichtkegel, welches den Brockengipfel ankündigte.
Wir wurden im Ziel von den Brockenhexen empfangen und unsere Startnummern wurden zur Zeit- und Zielerfassung notiert.
Beim Brockenwirt wurden wir herzlich empfangen, Applaus brandete auf, als wir den Saal betraten, die Organisatoren beglückwünschten uns persönlich.
Jetzt wurde mir das Motto der Brocken-Challenge noch einmal schlagartig bewusst.

„Denkt bitte daran, dass es sich bei der Brocken-Challenge nicht um einen Wettkampf handelt, sonder darum, dass möglichst viele der Läuferinnen und Läufer unversehrt den Gipfel erreichen!!

Jetzt wusste ich, warum hier so viele Läufer/innen nicht zum ersten Mal dabei waren, unabhängig davon, dass dies alles auch einem guten Zweck diente!!!!!

Ein geiler Lauf, anstrengend zwar und letztendlich über eine Distanz von 81,3km, bei teils schwierigen Boden- und Wetterbedingungen, aber absolut empfehlenswert!!!!!!!!!!!!!!!

Grüße
Michael



© Michael Eßer, 13.02.2009

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


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