Zufälliges Zitat

"Paß Dich dem Schritt der Natur an, ihr Geheimnis heißt Geduld."

Ralph Waldo Emerson

Nächster Ultramarathon

Im dritten Jahr in Folge veranstaltet der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen e.V. eine Lauftour. Die ersten beiden Jahre ging es die Emscher entlang, dieses Jahr hat man die Ruhr ausgewählt. Es ist jeweils eine Gesamtstrecke von 130 km in drei Tagen zu bewältigen.


22.2.02 -- Start der Tour

Nach dem Wachwerden merke ich, es prasselt irgendwas gegen das Fenster. Ich nehme an, es ist bloß etwas stärkerer feiner Regen. Ein Blick aus dem Fenster belehrt mich eines Besseren. Alles weiß. Na dann also Schnee. Im Februar nichts ungewöhnliches. Nachdem wir aber den Tag zuvor den allerschönsten Sonnenschein hatten, ist das schon ein wenig enttäuschend. Im Radio höre ich etwas später, daß es am Tag bis zu acht Grad "warm" werden soll; Glück gehabt, doch kein Schnee. Aber leider soll es auch naß bleiben. Auf der Fahrt zur Sportschule Kaiserau ist dann auch schon fast nichts mehr von Schnee zu spüren. Und -- es ist sogar trocken.
In der Sportschule dann warten -- anmelden -- Zimmer beziehen -- warten. Kurz bevor wir zur ersten Etappe starten, dann auch schon wieder Regen; Na endlich!!

09:00 Uhr geht's mit dem Bus los Richtung Mülheim an der Ruhr. Und es regnet. Um 10:30 starten wir zur ersten Etappe. Als wir uns der Ruhr nähern, stellen wir fest, daß der Fluß Hochwasser hat. Zum Glück ist der Weg aber noch etwas oberhalb, so daß die Füße nicht zu naß werden. Der Weg von Mülheim nach Essen Kettwig ist sowieso hinter einem Deich. Da ist nichts zu befürchten. Leider ist dieser Weg aber nur so von Pfützen übersät, so daß alle nach kürzester Zeit doch schon nasse Füße haben. Außerdem macht sich der angekündigte Wind mit starken Böen bemerkbar. In Kombination mit dem allgegenwärtigen Regen bin ich im Nu ausgekühlt. Ist halt immer 'ne Gratwanderung, entweder zu kühl angezogen oder zu warm. Zu kühl ist es aber nur hier auf dem freien Feld, wo wir dem Wind schutzlos ausgesetzt sind. In Kettwig dann endlich der Bus und die erste Verpflegung. Ich hatte schließlich beim Start schon wieder Hunger. Das Frühstück ist ja doch schon einige Zeit her. Es gibt Wasser, Brot mit Wurst oder Käse, Mettwürste, Müsliriegel, Bananen, Äpfel, Joghurt und Regen. Insgesamt eine tolle Verpflegung. Beim ersten Biß in den Müsliriegel denke ich, das staubt aber, merke aber schnell, daß das der beste Müsliriegel ist, den man sich nur vorstellen kann. Ist halt frisch vom Bäcker.

Nachdem wir versorgt sind geht's auch schnell weiter Richtung Essen Werden. Der Weg ist normalerweise ein gutes Stück oberhalb der Ruhr, im Moment aber nur wenige Zentimeter. Na das kann ja noch heiter werden. Ein paar hundert Meter weiter ist es dann so weit. Der Weg fällt ein kleines Stückchen ab. Das reicht aber schon, daß er völlig unter Wasser ist. Auf der linken Seite ist eine Böschung, auf der noch die letzten unserer "Vorläufer" zu sehen sind. Wir klettern lieber über den Stacheldrahtzaun und nehmen den Weg über die Weide. Etwas später können wir wieder den normalen Weg benutzen. Bis Essen Werden geht es dann auch ohne Zwischenfälle weiter. In Essen Werden dann die Wahl, links um den Baldeneysee oder rechts rum. Was stand noch auf dem Plan?? Wofür brauche ich die Karte, ich kenne mich ja aus... Eigentlich bin ich sicher, es sollte das Nordufer (links rum) sein. Ich laufe los und höre hinter der (inzwischen wieder roten) Fußgängerampel den Protest der anderen. Na egal, Zurücklaufen ist doof. Also laufe ich weiter.

Wie sollte es anders sein, es ist natürlich der falsche Weg. Macht aber nichts, ich weiß ja wo der Bus steht. Im Bus dann erstmal Mittagspause. Es soll zusätzlich noch Salat geben. Gibt es auch, aber es ist Tomatensalat. Ich hasse Tomaten. Unter den oben genannten Dingen ist aber noch genug Auswahl um satt zu werden. Dazu gibt es noch heißen Tee oder Kaffee.

Um 14:00 Uhr geht es weiter (immer noch im Regen). Im Bus haben wir schon gehört, daß der Weg an der Ruhr überflutet ist. Wir müssen deshalb an der Hauptstraße entlanglaufen. Nicht schön, aber besser als schwimmen. Nur ist dieser Weg im Moment eine einzige große Baustelle und deshalb für Fußgänger gesperrt. Die Alternative wäre aber immer noch schwimmen. Und außerdem sind wir ja keine Fußgänger sondern Läufer. Also mitten durch die Baustelle. Auf dem losen Schotter läuft wenigstens das Wasser ab, besser läuft es sich dadurch aber auch nicht.

Am Restaurant "Zornige Ameise" geht's wieder auf den normalen Weg. (Jetzt ein schönes Steak oder 'nen Grillteller oder so; ich teile meine Phantasien meinen Mitläufern mit und habe das Gefühl sie hassen mich dafür). In Essen Steele wechseln wir dann das Ruhrufer und haben den Fluß wieder auf der linken Seite. Einen Kilometer weiter (schon lange bevor ich es erwartet hatte) ist der Weg dann wieder unter Wasser. Rechts an der Böschung laufen geht auch nicht. Daneben nur noch ein Zaun mit Stacheldraht. Also durch den Zaun mitten ins Trinkwassergewinnungsgebiet. An dieser Stelle steht auch kein Schild, daß man da nicht rein darf. Am anderen Ende müssen wir über ein (verschlossenes) Tor klettern. Hier stehen auch überall Schilder: "Betreten verboten" Na was soll's. Hauptsache wir sind am Bus, der ein paar Meter weiter steht.

Jetzt geht es erst mal ein Stück bergauf, bevor wir dann wieder versuchen, uns der Ruhr zu nähern. Dabei muß ich daran denken, daß zu Hause (gleich auf der anderen Ruhrseite) der Kuchen und heiße Kaffee auf dem Tisch steht. Ich teile dieses natürlich gleich meinen Mitläufern mit, schließlich muß man ja die Läuferseele motivieren!!! Die Reaktion ist wie erwartet (wenn ich will, kann ich ja so gemein sein...). In der Nähe der Pontonbrücke in Bochum Dahlhausen schlage ich meinen Mitstreitern vor, nicht weiter rechts der Ruhr zu laufen, weil da alles überflutet sein wird. Links der Ruhr könnten wir durch einen Park und einen Wald laufen ohne auf überschwemmte Wege zu treffen. Nachteil: Im Wald geht es heftig bergauf. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen. Wir verlassen also die vorgegebene Strecke. Im Wald ist der Boden richtig schön schlammig. Oben auf dem Berg angekommen laufen wir neben einer Straße her. Gut so, die sollten wir irgendwann überqueren. Nur geht es zur Straße erst mal einen kleinen Hang hinunter. Also laufen wir nebenher. Meine Mitläufer drohen mir schon, wenn der Weg länger ist, werde ich bei der Wassergymnastik am folgenden Tag nichts zu lachen haben. Wir sind am Ende der Straße. Ich entscheide, daß wir rechts laufen sollten. Wir erreichen eine Bushaltestelle. Dort stelle ich fest, daß wir vier Haltestellen von der Hattinger Ruhrbrücke entfernt sind. Da wollen wir hin. Ich brauche mir also keine Sorgen um den folgenden Tag machen.

Von der Ruhrbrücke geht's nur noch ein Stückchen weiter zum Rauendahl, da steht der Bus. Nach dem ganzen Tag Regen eine echte Freude.


© Frank Hildebrand , April 2002
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