"Warum nicht einmal einen Ultra versuchen?" schreibt der ASV Andlersdorf in seiner Ausschreibung zum 6-Stunden-Benefizlauf am 8. Juni 2002 in Orth an der Donau. Ja, warum eigentlich nicht, dachte ich mir und protestierte nicht, als mein Mann Peter mich kurzerhand ebenfalls anmeldete.

Peter wird heuer in Wörschach beim 24 Stunden-Lauf starten und brauchte mich als Bremser, um sich auf das geplante Wörschach-Tempo (7 min/km) einzustimmen.

Na gut, sechs Marathons bin ich schon gelaufen, heuer schon in Paris und Wien jeweils unter 4 Stunden, was kann schon passieren, wenn ich den 6-Stunden-Lauf nicht zu schnell beginne!

Mit dieser Einstellung stellte ich mich der ersten "Ultra-Herausforderung" und wir begaben uns mit unseren Laufkollegen von den Austrian Globe Runners Günther Waltenberger (Ultraprofi) und Michi Steinweiß (wie ich Ultraneuling) auf den Weg nach Orth an der Donau.

Je näher der Start rückte, umso aufgeregter wurde ich! Wie wird's mir nach vier Stunden gehen, fragte ich mich immer wieder. Doch voller Zuversicht stellte ich mich um 14 Uhr dieser neuen Herausforderung und bei idealen Lauftemperaturen starteten wir die erste Runde (2.015 m laut Fritz Hutter).

Mein Mann Peter und ich liefen gemeinsam. Bald hatten wir einen Rhythmus gefunden, der zwar etwas unter den geplanten 7 min/km lag, doch wir werden ja ohnehin langsamer werden, dachten wir.

Die Stimmung war toll, die Organisation perfekt - so vergingen die ersten Stunden wie im Flug. Nach drei Stunden, bei der Halbzeit also, fragte mich Peter, wie es mir geht. Frag' mich in einer Stunde wieder, sagte ich, denn es ging mir ausgezeichnet. Die Anfeuerungen der Zuschauer und der Rundenzähler beflügten uns immer und nach vier Stunden ging es mir noch immer so gut, dass ich zu Peter sagte: "Der Einbruch kann auch erst nach fünf Stunden kommen, frag' mich dann wieder, wie es mir geht."

"Marathonrunde" sagte unsere Rundenzählerin Sandra nach ca. 4,5 Stunden und alles, was ich jetzt laufe, dachte ich, ist von der Zeit und von der Strecke her mehr, als ich je gelaufen bin.

Das Wetter war herrlich, jetzt am Abend kam sogar die Sonne heraus, und auch nach fünf Stunden ging es mir noch immer gut. Ich lief immer noch gleichmäßige Rundenzeiten, ging jeweils nur bei der Labestation ein paar Schritte um zu essen und zu trinken, aber ich hatte keine Beschwerden.

Nach 5,5 Stunden hatten wir 25 Runden geschafft, also mehr als 50 km und wir konnten auch den letzten zwei Runden sogar das Tempo noch erhöhen. Familie König lässt die Labestation aus, sagte der Platzsprecher, und durch unseren Endspurt schafften wir noch fast eine halbe Runde mehr als geplant, also 55 km!

Überglücklich fiel ich meinem Peter in die Arme und die Freudentränen liefen mir über die Wangen. Den ersten Ultra so gut zu laufen, lässt mich für die Zukunft hoffen, auch längere Läufe zu schaffen.


© Heide König , 14. Juni 2002
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