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Stop, leider geschlassen!

 

Bericht Two Ocean Marathon und was es sonst noch gibt in Süd Afrika - Ultramarathon beim Steppenhahn (06.2003)
Marion & Wolfgang Braun , 09. Juni 2003

Two Ocean Marathon und was es sonst noch gibt in Süd Afrika

In diesem Jahr verlief die Strecke von 56 km im dritten Jahr hintereinander über den Ou Kaapseweg, ein von vielen Läufern gefürchteter Paß mit 300 Höhenmetern, 7 km rauf und 6 km runter. Im nächsten Jahr soll dann wieder die Originalstrecke über den Chapmans Peak Drive gelaufen werden.

Unsere erste Reise nach Süd Afrika, was würde uns erwarten ? Vom Lauf hatten wir schon viele Schwärmereien gehört und vom Land selbst, Begeisterung von denen die da waren und Warnungen, wie gefährlich es dort in Sachen Kriminalität sei von denen, die SA nur vom Hören kannten.

Wir (meine Frau und ich) reisten am Mi. 16.04.03 in Kapstadt an und am nächsten Tag folgten unsere Lauffreunde Rosi und Heinz. Über Internet hatten wir uns eine Unterkunft (www.ecalpemos.co.za) in der Nähe des Starts herausgesucht, was sich als sehr vorteilhaft herausstellen sollte, denn einerseits benötigten wir nur 30 min in die City und andererseits war die Unterkunft einfach fantastisch. Das Haus lag sehr ruhig, die 3 Zimmer hübsch eingerichtet, und von Karen wurden wir stets umsorgt, am Startmorgen gab es um 4 Uhr Frühstück und der Hausbesitzer Francois fuhr uns zur Marathonmesse, zum Start, holte uns im Ziel ab und war auch sonst sehr hilfsbereit, einen besseren Einstieg hätten wir nicht haben können.

Samstag 18. April 2003, 5 Uhr morgens am Start auf der Main Road in Newlands im Dunkeln bei leichtem Nieseln und 21°C fanden wir uns mit 7115 Läufern (1303 Frauen, 5812 Männern, davon 219 Nichtafrikaner = Overseas) ein.

Pünktlich um 6 Uhr der Start, über eine 4-spurige Straße setzt sich die in Blocks eingeteilte Läufermasse in Bewegung. Nach ein paar km hat sich das Feld auseinandergezogen und wir haben genug Platz um unseren Schritt zu laufen. Ich laufe mit Marion zusammen, um das Erlebnis gemeinsam auszukosten. Wir haben bald einen angenehmen 5 min/km-Schnitt gefunden.

Meine Brille ist beschlagen auf Grund der hohen Luftfeuchtigkeit und das sollte sich bis zum Schluß auch nicht mehr ändern. Es nieselt nicht mehr, dafür ist es sehr neblig. Um 7 Uhr wird es zögerlich hell. Die Stimmung unter den Läufern ist gut. An Hand der Kennung „Overseas“ auf den Startnummern vorne und hinten und einer zusätzlich angebrachten Deutschlandflagge, werden wir häufiger von Südafrikanern gegrüßt oder es kommt zu kurzen Gesprächen über woher und wohin.

Die ersten 16 km gehen fast nur geradeaus, bis nach Muizenberg, dort erreichen wir das Meer, die False Bay, jedoch ist kaum etwas wegen dem Nebel davon zu sehen.

Muizenberg, St. James, Kalkbay und Fish Hoek (21 km), das sind Orte am steilen Hang gelegen, Blick übers Meer, mit schönen Häuser und Erhohlungsorte für Kapstädter, doch heute ist nicht viel davon zu sehen. Wir begrüßen den grauen Himmel, denn wir haben schon viel über die Hitze gehört, die kurz nach Sonnenaufgang einsetzen kann. Mit ca. 23° C lässt es sich doch viel leichter laufen. Wir werden morgen noch mal mit dem Auto herkommen und dann bei Sonnenschein die Gegend genießen.

Der anfängliche Temporun hat mittlerweile nachgelassen, die Masse trabt jetzt gleichmäßig dahin und bald am ersten Hügel kommen die ersten Schnellstarter auch wieder „zurück“, d.h. wir ziehen an ihnen vorbei.

In Fish Hoek biegen wir vom Meer ab und bei 22 km geht es über einen kleinen Buckel, eine Vorwarnung für den bevorstehenden Paß.

Die Verpflegung ist übrigens hervorragend, es gibt 33 Getränkestationen auf 56 km ! Die meisten liegen im Abstand von 1 bis 2 km, selten darüber. Da die Helfer sich über mehrere hundert Meter an der Strecke verteilen, hat man das Gefühl, dass ein Verpflegungsposten schon bald an den nächsten grenzt. Es werden kleine Foliensäckchen mit Wasser (in grün) oder Iso (in Orange) von unzähligen Helfern gereicht. Diese kann man bequem mit den Zähnen öffnen und in aller Ruhe trinken. Es gibt also nicht dieses Verschlabbern der Pappbecher, wo man dann beim Trinken merkt, oh da ist ja nichts mehr drin. Ein zweites Säckchen läßt sich bequem als Reserve in der Hand mitnehmen. Es gab von Anfang an Cola, später noch undefinierbare Flüssigkeit und allerhand zu kauen, worauf wir aber verzichteten.

Bei 25,6 km beginnt der Anstieg, vorher geht es noch mal leicht bergab, um „mit Schwung“ den bevorstehenden Berg anzulaufen. Die am Berg sich hochschlängelnde Passstrasse werden wir morgen bei schönem Wetter so richtig genießen können und uns nachhaltig darüber freuen, dass sie heute in Wolken verhüllt, nicht zu sehen ist. Die Straße wird nur einspurig für die Läufer abgesperrt und viele Helfer und Pylonen sorgen für die Einhaltung, der Autoverkehr ist aber eher rar. 7 km windet sich die Straße hinauf und bezwingt damit 300 Höhenmeter. Viele Läufer verfallen ins Gehen. Der Anstieg kommt uns nicht so gewaltig vor, wie die seitlich schräg abfallenden Straßen, die einen so zum Schräglaufen zwingen, dass irgendwann die Hüfte zwickt. Aus dem Grau über uns ertönt laute fetzige Musik aus Lautsprechern, eine Gruppe Leute feuert uns stimmgewaltig im steilsten Stück an. Gänsehaut und gute Stimmung. Je höher wir kommen, desto heller wird es und oben strahlt uns plötzlich ein sonniger, blauer Himmel entgegen.

Auf der lang dahinziehenden Kuppe 32,6 km gibt es natürlich eine Verpflegungsstation.

Für die nächsten 6 km geht es nun steil bergab, was für die Beine nicht gerade eine Wohltat ist. Noch schnell die Aussicht über den weißen Wolkenteppich genossen und dann sind wir froh, wieder in den selben eintauchen zu dürfen, denn die Sonne hat uns kurz ihre kräftige Wirkung gezeigt.

Wir halten noch unseren 5 er Schnitt und sind zufrieden mit unserem körperlichen Zustand.

Marathon in 3:28:25 h, jetzt wird die Strecke wellig, leichte lang- und auch kurzgezogene Hügel sind zu überwinden und langsam macht sich eine Schwere in den Beinen bemerkbar, war es doch der zu schnelle Abstieg vom Paß ?

Wir laufen durch Kirstenbosch, die vornehmste und wahrscheinlich auch teuerste Gegend von Kapstadt mit prächtigen Villen hinter hohen Mauern in parkähnlichem Gelände.

Bei 44 km gibt es eine Wendeschleife, wahrscheinlich um genau auf die 56 km zu kommen und danach folgt ein Anstieg, den ich mir so nicht mehr vorgestellt oder gewünscht hätte.

Über 6 km geht es mal leicht, mal steiler bergauf über eine endlos kurvige Straße und nach jeder Biegung geht es noch mal hoch und hier treten auch wieder die eben beschriebnen seitlich abfallenden Straßen in Erscheinung, die einem das Leben noch etwas schwerer machen. Mir scheint, hier geht fast jeder. Die Gegend mit ihren vielen Bäumen scheint hübsch zu sein, doch ich sehe meist nur die kurvige Straße vor mir. Jeden km gibt es Verpflegung, daran soll es nicht scheitern aber die endlos scheinende Steigung macht einen mürbe.

Endlich 50 km, wir sind oben, jubelnde Zuschauer am Verpflegungsstand und schon fällt die Straße wieder bergab, wir erholen uns schnell und wittern dann Zielluft, es rollt gut und wir können noch viele Plätze wettmachen. Es geht uns gut und wir genießen die letzten 6 km.

2 km vor dem Ziel kommt aber noch mal ein Anstieg, der von der müden Muskulatur noch mal alles abverlangt. Dann eine Kuppe und ab geht’s über den Rasen des Universitätsgeländes, beiderseits der Laufgasse feuern die Zuschauer uns an und wir hören unsere Namen über Lautsprecher, als wir nach 4:33:43 h überglücklich über die Ziellinie laufen.

Wir bekommen die Medaillen umgehängt, es gibt Cola und Bier und in den nächsten Minuten reißt der Himmel auf und die Sonne brennt erbarmungslos auf uns herab. Jetzt kann uns das egal sein, wir haben viel Glück mit dem Wetter gehabt, es war ideal.

Wir nehmen unsere Kleidersäcke in Empfang und schauen uns dann das bunte Treiben der stetig wachsenden Zahl von Läufern, auf dem Unigelände mit der überwältigenden Bergkulisse im Hintergrund, an. Es gibt zwei große provisorisch aufgestellte Schwimmbecken und die Clubs haben sich mit großen Sonnenzelten, in denen sie ihre eintreffenden Läufer mit gegrilltem versorgen, niedergelassen.

Die Atmosphäre ist sehr schön, die Internationales werden in einem speziellen Zelt mit Essen und Trinken „all you can eat“ versorgt. Wir treffen hier auch unsere Freunde Rosi und Heinz wieder und tauschen alsbald Erlebnisse vom Lauf aus. Die beiden haben die Strecke auch gemeinsam gelaufen und kamen in beachtlichen 5:42:50 ins Ziel, man bedenke, sie sind im 62.sten Lebensjahr.

Die Siegerehrung erleben wir auf dem Rasen sitzend bei heißem Sonnenschein. Es wirkt alles sehr professionell und bald gibt es auch schon eine ausgehängte Ergebnisliste. Während meine Frau als 36. von 1303 Frauen und 9.te ihrer Klasse registriert ist, belege ich den 687 Gesamtplatz von 5812 Männern.

Der Lauf ist sehr gut organisiert und im richtigen Tempo sicherlich für jeden ein Erlebnis, der gerne etwas mehr als Marathon läuft und das in einem fernen Land. Nächstes Jahr soll wieder die landschaftlich einzigartige Küstenstraße Chapmans Peak gelaufen werden, die den Lauf zu einem noch schöneren Erlebnis werden lässt.

Glücklich und zufrieden werden wir von Francois abgeholt und zum B&B gebracht.

In den nächsten 2 Wochen fahren wir mit dem Leihwagen in Eigeninitiative durch die Lande, so wie uns es gerade gefällt. Folgende Orte steuern wir dabei an: Franschhoek, McGregor, Montagu, Calitzdorp, Prince Albert, Knysna, Oudtshorn, Swellendam und Gordons Bay. Es ist die beste und einfachste Art zu reisen, in jedem Ort findet man immer eine Unterkunft. Wir haben nur in B&B übernachtet und sind erstaunt, mit welcher Freundlichkeit wir stets aufgenommen wurden und wie luxuriös die Unterkünfte im Preisrahmen 45 – 50 € incl. Frühstück doch waren. Die Landschaft ist überwältigend und die fast leeren Straßen sind gut zu befahren.

Der Gast ist stets König und der Hilfsbereitschaft der Leute haben wir es zu verdanken, dass wir in Montagu von dem Gebirgslauf „Extreme 17“ am 26. April 2003 erfuhren. Das lassen wir uns nicht entgehen und nehmen an diesem sehr schweren, 17 km langen Lauf über schmale, felsige Pfade an steilen Abhängen und auf dem Hin- und Rückweg durch Schlamm- und Bachlaufpassagen, teil. Die Zeit von 2 h lässt den Wegzustand erahnen. Aber es hat in dieser freundlichen Atmosphäre sehr viel Spaß gemacht.

Bei Läufen lernt man Läufer kennen, ein altes Sprichwort und so treffen wir Suzette, die uns dann von dem 50 km False Bay Road Race erzählte. Der war genau an unserem Abreisetag am 4. Mai, in Gordons Bay ca. 50 km vom Flughafen in Kapstadt entfernt. Der Start sollte morgens um 6:30 Uhr sein. Die ganze Woche über ließ uns dieser Lauf nicht mehr los und so arrangierten wir es, dass wir den Abend vorher in Gordons Bay eintrafen. Von den ca. 800 Startern waren wir die einzigen Ausländer und man versprach uns einen noch schöneren Lauf als den Two Ocean zu erleben. Na dann ! Aber erst regnete es die ganze Nacht hindurch und auch als wir um 5 Uhr am Sonntagmorgen mit dem Bus zum Start nach Kleinmond gefahren werden. Der Start verschiebt sich auf 6:45 Uhr, doch dann geht es los und der Regen sollte sich mit leichtem Nieseln auch bald verabschieden. Schon bald wurde es hell und wir liefen entlang der Küstenstraße, Standstreifen und teilweise linke Spur benutzten die Läufer, während rechts doch spärlicher Verkehr war. Meine Frau und ich liefen wieder gemeinsam und so konnten wir die herrliche Aussicht von der sich am Hang auf und ab windenden, durch etliche Buchten führende Küstenstraße genießen. Es lief gut, doch eben war es fast nie. Die Sicht wurde immer besser, rechts steile Felshänge und links die tosende Brandung.

Die Verpflegung ist wieder sehr gut und der Wettergott meint es ebenfalls gut mit uns nur kurzzeitig blickt die Sonne mal durch und wir sind froh, als sie wieder verschwindet.

Als wir nach 3:56:34 h über die Ziellinie laufen, werden wir namentlich und als die spezial guests aus Germany begrüßt. Man sagt uns, wir sollen bis zur Siegerehrung bleiben, doch wir erklären, dass wir in gut einer Stunde am Flughafen unser Auto abgeben müssen. Schnell zum B&B wo wir in aller Eile duschen und dann zurück zum Ziel. Die Organisatoren ziehen die Siegerehrung für uns vor und unterbrechen die weiteren Zieleinlaufdurchsagen. Meine Frau erreichte den 5.ten Platz bei den Frauen und wir beide zusammen bekommen für den ersten Platz bei der Ehepaarwertung zwei kleine Pokale.

Vollgepackt mit positiven Eindrücken düsen wir zum Flughafen, alles klappt und um 16 Uhr hebt unser Flieger ab Richtung Deutschland. Wir haben drei sehr erlebnisreiche, erholsame Urlaubswochen, mit vielen netten Begegnungen, tollen Unterkünften und sehr gutem Essen, incl. Wein in Süd Afrika verbracht.

Comrades wir kommen !


© Marion & Wolfgang Braun , 09. Juni 2003
braunis.witze@t-online.de

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