Tritt ein, bring Glück herein

Stop, leider geschlassen!

 

Bericht Deutschland-Italien, direttissima - Ultramarathon beim Steppenhahn (09.2004)
Wigald Boning , 01. September 2004

Deutschland-Italien, direttissima

Hach Gottchen, womit soll ich bloß anfangen? Ich taumele zwischen Eindrucks-Überfülle und Sprachlosigkeit...Vielleicht sollte ich gleich voll auf die 12 gehen und klarstellen, daß das zurückliegende Wochenende in den Top Ten meiner allerschönsten Ferienerlebnisse rangiert. Jawoll!

1984. Ich bin siebzehn. Mit meiner Jugendliebe C. trampe ich an die Adria. Beim Überqueren der Alpen raune ich ihr zu: "Irgendwann will ich hier mal zu Fuß rüberlaufen, von Deutschland nach Italien".

Zwanzig Jahre später. Ein Taxi nähert sich Einödsbach, einem winzigen Weiler südlich von Oberstdorf .

Es ist kurz vor fünf, warm und dunkel. Hinter mir liegt eine kurze Nacht; die Vorfreude war zu groß. Um halb zehn hatte ich mich hingelegt, um elf war ich eingedöst, um eins wieder aufgewacht und um 2 hatte ich mich aus dem Bett geschwungen. Kaffee, Happahappa, nochmal den Rucksack kontrollieren. Um viertel nach drei hatte ich mich auf den Weg zu Hannes gemacht, nach Pfronten. Um vier bestiegen wir das Taxi: Hannes, Markus und ich.

Der Taxifahrer hatte versucht, mit uns ins Gespräch zu kommen. Es gäbe drei Taxilizenzen in Pfronten; er besäße sie alle. Anders würde es nicht gehen. Schweigen. Aus dem Gemeinderat könne man ja ein Altersheim machen, so verpennt seien die. Schweigen. Wohin wir denn wandern wollten? Zurück nach Pfronten?

Nein. Zum Reschensee. Großes Schweigen.

1114m über Nordeseeniveau: Hier endet die Befahrbarkeit Deutschlands. Aussteigen und Anpfiff.

Langsam geht die Sonne auf und bescheint Kanzelwand und Hammerspitzen. Feuerwehrdämmerung: Knallrot leuchtet der Kalk. Meine Regenjacke wandert in den Rucksack, und wir steigen hinauf zur Rappenseehütte, einem viktorianisch anmutenden Monumentalbau. Dunkelgrau, hohe Decken. Erinnert an fiese Internate aus düsteren Filmen. Mannometer, ist das ein Kasten. Klar, hier sind viele Schlafplätze vonnöten, denn die Rappenseehütte befindet sich am Heilbronner Weg, einem Klassiker unter den Großwandertrassen.

Durch die geöffneten Fenster hört man gedämpftes Gepacke und Gemurmel. Aufbruchgeräusche. Bloß weg hier.

Um sieben Uhr stehen wir in der großen Steinscharte, 2262m hoch. Hier ist endgültig Schluß mit Deutschland. Ein letzter Blick Richtung Ebene, dann rutschen wir eifrig plaudernd ins Lechtal hinab. Rutschen? Ja: Hier im Wiesleskar, das, wie Hannes beteuert, auf alten Karten noch als Gletscher geführt wird, liegt eine dicke Lage weicher Schnee, den wir geschwind hinabgleiten.

Unterhalb des Schnees heißt es: Aufgepasst! Auf vielen Trittsteinen sitzen schwarze Alpensalamander, die den Morgentau genießen. Das Lieblingstier aller Lackfetischisten. Hannes und Markus tauschen Regionalnamen dieser wunderschönen Amphibie aus: "Bergmännle" etwa, oder, weil sie so verdattert zu gucken scheint, "Dattermann".

Der Abstieg zum Lech ist steil und lang. Nach einem windungsreichen Waldweg stoßen wir auf die alte Fahrstrasse zwischen Steeg und Warth, eine postzivilisatorische Transportbrache. Aus dem Asphalt wachsen Birken, in die Viehtränke neben einem verlassenen Gehöft ist "1984" geschnitzt. Klick.

Nach angenehm kurzem Strassenlauf erreichen wir das etwas marode Örtchen Steeg. Viele leere Häuser. Überalterung liegt in der Luft. Vor dem Gasthof "Adler" besetzen wir einen Tisch und gönnen uns ein ausführliches Frühstück. Das erste Teilstück, die Überquerung des Allgäuer Hauptkamms, liegt hinter uns.

Die Frühstückspause möchte ich nutzen, um Ihnen, dem geneigten Leser, einige Informationen zur Wegfindung dieser Fußreise zu geben.

Ein kurzer Blick auf die Generalkarte macht klar, dass Österreich an zwei Stellen besonders schmal ist:

Im Osten Tirols, zwischen Mittenwald und Brennerpass, sowie im Westen, zwischen Oberstdorf und Reschensee.

Die Brennerroute wurde von uns nie ernsthaft in Erwägung gezogen. Zwar lassen sich auf den Wegen entlang der alten Römerstrasse schnell Kilometer erlaufen, aber Besiedelungs- und Verkehrsdichte schrecken den Normalnaturfreund ab. Außerdem habe ich, genau wie meine Begleiter, ein gewisses Faible für verwegene Überschreitungen, für happige Höhenmetersammlungen und stehe im Zweifel lieber am Gipfel- als z.B. am Andreaskreuz, also, äh, am Bahnübergang. Von wegen Ebene. Hm, ist vielleicht etwas unklar ausgedrückt. Sorry.

Unter diesem Gesichtspunkt ist die Westroute der Brennerstrecke klar überlegen.

Die Lektüre der einschlägigen Mountainbike-Fachliteratur war bei der Wegfindung keine grosse Hilfe. Der MTBler vermeidet Schiebestrecken, während wir sie nachgerade suchten.

Wigald in den Alpen

Gute Ergebnisse brachte jedoch der Einsatz eines Lineals, das wir auf die Karte legten, um den "direkten" Weg zwischen Oberstdorf und Italiens Nordzipfel zu ermitteln. Natürlich: Die kürzeste Luftlinie entspricht keineswegs der kürzesten Laufstrecke. Enggeführte Serpentimen tauchen umso häufiger auf, je steiler das Terrain ist. Und genau so wollten wir´s haben.

Nach Linealauflage ging es lediglich darum, die der "Ideallinie" nächstgelegenen Wanderwege und-Steige miteinander zu verbinden, und fertig war die Laube. Dies war eine einminütige Arbeit, über deren Ergebnis es unter den Teilnehmern des Vorhabens nie zu Diskussionen gekommen ist.

Klar war auch, daß wir in komfortablen Talquartieren übernachten wollten und nicht in Berghütten.

Mascarpone statt Massenlager.

So. Alle Brötchen aufgefuttert. Weiter geht´s. Direkt hinter dem Gasthof beginnt die Teerstrasse nach Kaisers. Viereinhalb km Bergaufjogging durch ein hyperidyllisches Quertal. Die Sonne läßt mir den Döz dampfen;

-Puh. Erfrischung durch kühlen Luftzug widerfährt uns unter den Betonabdeckungen, die das Sträßchen vor Lawinen schützen sollen.

Das Dorf Kaisers besticht durch Abgeschieden- und Aufgeräumtheit. Die Attraktion ist eine kleine Schnapsbrennerei mit einem drolligen Info-Schaukasten sowie Außenboxen zwecks Diskobeschallung.

Da uns nicht nach Schnaps ist, laufen wir weiter; wir verlassen den Herrschaftsbereich der Asphaltindustrie und bewegen uns zunächst auf einer Forststrasse, später auf schmalem Steig am Kaiserbach entlang.

Hier befinden wir uns mitten in den Lechtaler Alpen, jener Berggruppe, die durch ihre geologische Wildheit betört.

Oben Schiefer, unten Mergel, der dies schuf, der ist ein Ferkel; Kreide, Dolomit und Sander- alles liegt hier durcheinander.

Tja-äh...Sander hat zwar irgendwas mit Geologie zu tun, so viel ist sicher, jedoch glaube ich, daß es sich bei "Sander" keineswegs um eine Gesteinsart handelt. Aber dem hübschen Reim zuliebe lass ich´s mal so stehen.

Richtig ist jedenfalls, dass man in den Lechtaler Alpen sehr gut das Progressive, quasi das Anti-Statische des Gebirglichen studieren kann. Hier ist nichts ewig, überall bröselt´s vor sich hin, gehen Muren ab, krachen Gipfelaufbauten in sich zusammen und hinterlassen krude Wirrniss aus Schutt und Schotter.

Im Kaiserjochhaus vertilgen wir literweise Skiwasser (für Norddeutsche: Eine dünne Plörre aus Wasser und irgendwelchem Zitrusaroma) sowie Erbsensuppe. Markus erzählt von seiner Zeit als Burgerbräter in einer US-Eß-Kette, die ihre Frittierdienste ausschließlich in amerikanischen Nationalparks anbietet, und wir witzeln, daß es nicht mehr lange dauern kann, bis das Kettenwesen auch im Bereich der Alpenhütten Einzug hält. "Gleichbleibender Standart, unabhängig von der Höhe" -ich liebe es.

Nach dem Essen erklimmen wir den direkt am Kaiserjochhaus gelegenen Grießkopf (2581m) und legen uns auf die maroden Felsen am Gipfelkreuz. Hier sieht´s aus wie auf einer riesige Bauschutthalde. Mittagsschlaf.

Das Einnicken fällt mir nicht schwer, es ist ein Uhr mittags, und ich bin schon seit 12 Stunden wach. Knack-Weg-Schnarch. Nach einigen Minuten erwachen wir, blinzeln in den blauweißen Himmel, hören Motorengeräusche....Wo sind wir? Ach ja. Auf´m Berg. Aus der Tiefe dröhnt die Autobahn herauf.

-Und wieder herunter. Nach Pettneu am Arlberg. Langsam wird mir das Prinzip klar. Ich erklär´s mal:

Die Berge der Alpen lassen sich in Gruppen zusammenfassen, welche durch Flusstäler getrennt sind.

Diese Täler verlaufen in den Westalpen in Nord-Süd-Richtung, hier in den Ostalpen eher in West-Ost-Richtung. In diese Hauptflüsse (z.B. Lech und Inn) münden Bäche, die aus sogenannten Quertälern kommen. Solche Quertäler (z.B. das Kaiserstal) läuft man, einigermaßen sanft steigend südwärts, bis zum sogenannten Talabschluß.

Dann gilt es die abschließende Bergbarriere zu überwinden. Hierzu nutzt man die niedrigste Stelle, die "Scharte" zwischen zwei Bergen. Auf der anderen Seite des Berges geht´s wieder runter, bis ins Tal. Von dort aus läuft man die Strasse entlang bis zum nächsten Quertal.

Ganz einfach. Kapiert? So ähnlich wird´s schon Ötzi gemacht haben. Wenigstens hat er´s versucht.

Und noch ein Prinzip wird klar: Steht man in einer Scharte, fällt der Blick auf die nächste Bergkette.

Diese ist immer einen Tick imposanter als die vorherige. Klar: Die Berge werden umso höher, je weiter man sich dem Alpenhauptkamm nähert. Dieses atemberaubende Phänomen möchte ich hier mal den Russischen-Holzpuppen-Effekt nennen, kurz: "RHE". Man öffnet eine Puppe, und wieder steckt eine drin. Und noch eine. Und noch eine. Nur: Auf unserem Weg werden die Puppen, äh, die Berge, nicht immer kleiner, sondern grösser. Diesen Effekt können wir zweimal am Tag genießen, denn wir überqueren auf unserem 3-tägigen Weg sechs Bergketten.

"Und was liegt heute nachmittag noch an? Och, nix besonderes, nur die Lechtaler Alpen..."

Kein Wanderwitz, sondern wahnwitzige Wanderwirklichkeit.

Nach acht Stunden Netto-Laufzeit erreichen wir um 15 Uhr Pettneu. Der ganze Ort ist komplett untertunnelt, darum ist von der Autobahn nichts zu erahnen. Irre. Kennt man die Gegend nur von der Passage per Kfz, käme man nie auf die Idee, daß sich über der Fahrbahn soo idyllische Plätzchen finden lassen. Pettneu liegt am Flüsschen "Rosanna". Seltsamer Name. Sicher eine Idee der örtlichen Tourismus-Werbung, entstanden, als die Band "Toto" ihren Mega-Hit hatte.

Wigald in den Alpen

Kaffee, Kuchen, Zimmersuche. In der Pension "Zauner" verzieren per Uhu fixierte Puzzles mit kunterstbunten Bergmotiven aus den 70ern die Wände. Gepflegte Gastlichkeit. Wir fallen in die Liegestühle auf dem Balkon, von dem aus man einen dollen Blick auf die Verwall-Gruppe hat. Unter dem höchsten Gipfel, dem Hohen Riffler (3168m), gleißt ein Gletscher im Sonnenlicht.

Am Abend bekommt unsere Wandergruppe Zuwachs: Sven, Physiotherapeut aus Eisenberg, wird von seiner Freundin angeliefert. Am heutigen Freitag musste er noch arbeiten. Prima, morgen wird er mit frischer Kraft das Tempo konstant halten helfen. Svens Freundin fährt schnurstracks wieder nach Hause und nimmt unser überschüssiges Gepäck mit, Stirnlampe etc. Vor allem Markus´ Rucksack litt ein bisserl unter Fettsucht. Herzlichen Dank hierfür!

Zum Abendessen schleppen wir uns in den Gasthof "Adler" (...ob der wirklich so hieß, habe ich vergessen, aber auf unserer Reise hieß jedes zweite Lokal "Adler", mit 50%iger Wahrscheinlichkeit liege ich also richtig). Verdreckte Funktionskleidung stinkt entsetzlich, und so werden wir direkt hinterm Eingang in einen Nebenraum geschleust, der offenbar für kinderreiche Familien und andere Störquellen reserviert ist.

Eine unter Starkstrom stehende Schwedin schmeißt hier den Laden. Malmö-blond, mit seltsamem Skandi-tirolerischem Akzent. Erfrischend zackig, wie eine Jacques-Tati-Figur, ganz und gar surreal. Der Koch gesellt sich zu uns. Gemütliches Bäuchlein, darüber ein frittiertes Skilehrer-Gesicht. Seine Augen leuchten, als wir ihm von unserer Reise berichten. Er legt uns dringend die Besteigung des Hohen Rifflers ans Herz. "Im Herbst kann man vom Gipfel aus sogar den Bodensee sehen. Da müsst ihr rauf, wenn das Wetter so ist wie heute! Selbst wenn ihr euer Tagespensum dann nicht mehr ganz schaffen werdet! Übernachtet einfach in Kappl!"

Samstagmorgen. Steife Glieder, juckende Füsse. Das Wetter ist noch besser als gestern. Ein wolkenfreier Hochsommertag. Durch das heute zu durchjoggende Quertal (s.o.) gurgelt der Malfonbach. Am Einstieg zum Rifflermassiv hängen einige Gedenktafeln für abgestürzte Bergsteiger. "Being on top of the World" steht auf einer, daneben sieht man das Foto eines , äh, Holländers?!, Jahrgang 1969. Zwei Jahre jünger als ich. Schluck. Ich verspreche mir, die Augen aufzuhalten.

Auf dem Weg zur Edmund-Graf-Hütte werden wir von leuchtend-hellgrünen Flechten bezaubert, die das grobbrockige Gestein verzieren. Erste Vegetationsveränderungen, die den Fortschritt unseres Weges nach Oben/Süden dokumentieren. Hannes befragt die Hüttenwirtin nach den Schneeverhältnissen. "Kein Problem" erhält er zur Antwort, nur der Steig vom Gipfel hinunter in den Ort Kappl, unser nächstes Teilziel, sei gesperrt. Zu viele Tote.

Es geht los. Wir kommen zügig bergauf, und tatsächlich sind sämtliche Schneefelder gefahrlos zu queren. Problematisch sind höchstens die vielen, vielen Menschen, die mit uns zum Gipfel wollen. Männer mit Ballonbäuchen und Hausrat-kompatiblen Monsterrucksäcken, die schnaufend im Hang stehen und abfällig auf unsere Turnschuhe gucken. Gelangweilte 10-Jährige, die Kaugummi kauend ihren ehrgeizigen Eltern folgen (...bei dem Gedanken, meine Kinder hier herumkraxeln zu lassen, wird mir ganz blümerant).

Sie verschleppen das Tempo und sind nur schwer zu überholen. Immerhin: Beim Riffler handelt es sich offenbar um ein echtes 1a-Angeberziel.

Wer weiß, vielleicht hilft einem sowas ja nochmal auf dem späteren Lebensweg...

Neben unserem Zeitplan, der durch diesen Spontan-Gipfelsturm in Gefahr gerät, plagt mich inzwischen etwas anderes: Mein Magen ist so leer wie der Kopp von Kader Loth. "Blödsinn", keuche ich mir zu, es ist gerade mal halb zehn! Das ist nur die suggestive Wirkung der Wampen, die hier von den Stiefelträgern zum Gletscher geschleppt werden." Flaubäuchig tapse ich am Gletscher vorüber, stelle meine Stöcke ab, klettere auf die dunkle Felspyramide, gebe meinen Freunden die Hand und stopfe einen Riegel in mich hinein. Hamm. Berg Heil! Glück gehabt.

Der Koch hatte Recht: Die Aussicht läßt uns dahinschmelzen. 3168 Meter! Auf einem so hohen Berg war ich noch nie. Vor allem nicht soo hungrig.

Der Blick hinunter auf den Gletscher provoziert Demut. Elegante Wolkenschiffe ziehen an mir vorüber. In der Ferne erahne ich München, Hamburg, New York. Noch ein feuchter Blick, dann geht es wieder runter.

In der Edmund-Graf-Hütte essen wir Nudel- und Gulaschsuppe aus grotesk kleinen Tassen. "Richtiges" Essen gibt´s nicht. Entweder es ist noch zu früh oder man möchte den übergewichtigen Bergsteigern beim Abnehmen helfen.

Keine Zeit, um nachzufragen. Wir müssen weiter. In die Schweiz. Vor Einbruch der Dunkelheit, und es ist schon fast Mittag.

Einem weiteren guten Rat des Pettneuer Kochs folgend, wählen wir den (wiederum etwas längeren) Schmalzgrubenweg. Er führt uns am Schmalzgrubensee vorbei, der in jeden Disney-Kitsch passen und auch real gefilmt wie eine allzu glatte Animation wirken würde. Zu türkis, zu symetrisch, zu schmalzig. Wir steigen hinauf zur Schmalzgrubenscharte, 2697m hoch. Da ist er wieder, der RHE: Im Süden lacht uns die Samnaungruppe entgegen, unser Nachmittagsprogramm.

Doch zunächst geht es nach Kappl, durch ein beschissenes Scheiß-Skigebiet. Igitt. Lifte im Dutzend, zerstörte Hänge, breite Wirtschaftswege bis knapp unter die Scharte. Die monströsen High-End-Schneekanonen erinnern an Suchscheinwerfer im 4. Weltkrieg, grellgelb lackiert.

Im Winter mag einem der verbrecherische Aspekt an solch brutaler Landschaftsfolter nicht weiter auffallen, im Sommer platzt man vor Wut. Wenigstens, wenn man eine halbe Stunde zuvor den Schmalzgrubensee passieren durfte.

Was soll´s. Gaaaanz ruhig, Wigald.

Nach Kappl sind es fast 1450 Höhenmeter berab. Da klappern die Kniescheiben. Wir hocken uns in ein ödes Strassencafe´, dessen Juniorchef offenbar kürzlich beim Motorradfahren verunglückt ist. Mit hierzu passenden aschgrauen Gesichtern bestellen wir uns -Eiskaffee. So im Eimer sind wir bereits, so ausgepowert, daß wir in unserer Gier nach billigem Aufgeputschtwerden auf Koffein, stichige Dosensahne und fettes Vanilleeis setzten. Na, das kann ja heiter werden. Hastig saugen wir die süße Soße aus dem Glas, dann wanken wir auf die Strasse. 30 Grad. Die ersten Verzweiflungswitze machen die Runde.

Hinter der Brücke über den Fluß "Trisanna" finden wir einen Wanderwegweiser. Darauf steht "Samnaun: 6 Stunden". Hurra! Das packen wir! Puppig! Das hinken wir auf der linken Pobacke weg! Geschafft! Ein unerhörter Auftrieb erfasst uns und trägt uns in das (Quer-, s.o.) Tal der Visnitz. Hätten wir dieses Schild nicht erspäht: Auweia!

Zunächst geht es eine steile Schotterstrasse bergauf. Staubfahnen folgen uns. Wir ziehen unsere Mützen tief über die müden Augen und lassen die Gespräche verebben. Hannes drückt aufs Tempo (wie immer, wenn´s ans Eingemachte geht), ich versuche mich, wie sagt der Laufsportler doch gleich? "an seine Fersen zu heften" und versinke ganz in Rhythmus und Schweiß. Die Steigung lässt nach, der Hunger nimmt zu.

Ein Hütebub auf einem uralten Moped knattert an mir vorbei. Ob er mich auf seiner beigen Sitzbank mitnimmt? Weg ist er. Mein Mund ist trocken. Ich stolpere hinab zum Bach und fülle -zum xten Mal heute- die Trinkblase.

Es wird dunstig. Wieder wird aus dem Sträßchen ein Schotterweg, der in einem steilen Pfad endet.

Inzwischen ein bekanntes Muster. Nur: Diesmal zieht sich die Sache... HALT! STOPP! Jetzt muß ich erstmal was essen. Mit zittrigen Händen versuche ich, meinen Rucksack loszuwerden. Hierzu muß man einen Schnappverschluß öffnen. Kann jeder 3-Jährige. Ohh, ist das schwer. Ich zittere. Wo ist der blöde Riegel? Schnell! Ich wühle trocken schluckend zwischen den Klamotten. In der Ferne pfeift ein Murmeltier. FUCK! Wo ist das verdammte Ding? Ich lehre den gesamten Inhalt aus und hocke zwischen Zahnbürste, Handy, Geld und Regenhose. SIND DIE ETWA ALLE ALLE? Jetzt nicht heulen! DA! DA ISSER! Ich grapsche wild nach dem braunen Barren und schiebe ihn mir am Stück in den Mund.

Die anderen sind inzwischen weit enteilt. Als sie am Talabschluß stehen bleiben müssen, um die Karte zu studieren, kann ich aufschließen. Ich blicke in faltige Fratzen. Oh Gott, sehe ich etwa auch so aus? Die Kaputt- entlädt sich in Heiterkeit. Und wie! Wir gackern wie die Hühner! Worüber? Z.B. über die Idee, daß man unsere Hunger-Methode an die "Brigitte" schicken sollte: "Die Transalp-Diät". Man nehme: Eine Tagesetappe von 65 km Länge, würze sie mit 3738 Höhenmetern, garniere sie mit 55km Vorbelastung, einem Gulaschsüppchen sowie einem Eiskaffee. Wer da nicht abnimmt, der...ach was weiß ich...hihihi...hahaha...

Überall stehen kleine Hütten herum, Unterkünfte für Zollbeamte. War einst eine Schmugglergegend hier. Merkwürdige Vorstellung, nächtens diesen Pfad zu belaufen, mit voller Kraxe, möglichst leise und unsichtbar, um nicht erwischt zu werden. Und dabei ist das Terrain nicht ohne: Breiter als 20 cm wird der Steig hier selten. Immer wieder kommen die Hände zum Einsatz.

Knapp unterhalb der Scharte komme ich sogar an eine besonders schmale Stelle, an der ich mir mit der gesamten Macht meiner inneren Exekutive den Blick hinab in den Abgrund verbiete. Obwohl ich sonst eher schwindelfrei bin; aber was heißt das schon in meinem Zustand fortgeschrittener Entsaftung?! Starr den Pfad vor mir fixierend, überwinde ich dieses letzte Hindernis, atme tief durch und nehme die letzten Meter zum Östlichen Visnitzjoch, 2654m hoch, im Schweinsgalopp. Dann: -Sie können es schon ahnen- RHE.

Oben steht ein Wegweiser, "Wanderweg des Jahres" lesen wir. Kicher. "Ist was dran", lautet die einhellige Meinung.

Ein langes Weilchen sitzen wir herum und blicken hinab in die Schweiz.

Wieder ein Skigebiet, aber weiträumiger, nicht so aggressiv durchbetoniert. Gelöst laufen wir den Hang hinab nach Graubünden, in den Ort Compatsch.

Markus vermisst sein Mountainbike. "Damit wär man in wenigen Minuten unten und hätt noch Spass dabei". Vielleicht werden ja dereinst aufblasbare Räder auf den Markt gebracht, für den Wanderrucksack oder gar die Hosentasche.

Um 18.45 Uhr betreten wir das "Hotel Edi" in Compatsch, ein Fremdenzimmer-lastiges Strassendorf im Samnauner Zollauschlußgebiet. Direkt an der Rezeption stehen Vitrinen, in denen Zigaretten, Schnaps und Skipullis im 84er-Look (Klick!) auf den Zugriff des Konsumenten warten. Schade, mein Rucksack ist bereits voll.

Der Abend steht ganz im Zeichen der Nahrungsaufnahme. Wir bestellen viermal das Menü, stürmen sogleich ans Salatbüffet, laden die Schalen bis obenhin voll und putzen alles weg. Dann serviert die stutzende Kellnerin die Amuse-Geules (Oh Gott, schreibt man das so? Keine Zeit, nachzuschlagen): Mini-Melonenscheiben in Carpaccio-Dicke mit hauchfeinem Schinken. Auf riesigen Tellern. Wir lachen uns kaputt, dann geht alles ganz schnell. Ein Happs und der Gruß aus der Küche ist weg. Meiner sogar mit Schale. Dann, zack-zack wieder ans Büffet, nächste Ladung. Ein Pfund Kartoffelsalat. Happs, weg. Im Lokal wird getuschelt. Und jetzt eine Fuhre Dosenmais. Happs, weg.

Besonders Sven schafft es, die Salatschalen mit Bergen zu füllen, die dem Hohen Riffler nicht unähnlich sind.

Mit säuerlichem Gesicht erscheint die Kellnerin.

"Kann ich die Salatschalen jetzt abräumen?"

-"Nein" erschallt es unisono.

Brotsuppe. Schnitzel. Nudeln. Nochmal Salat. Eis. Und, als das Menü-Eis gegessen ist, nochmal Eis a la Carte.

Der barbarische Duktus wird fett unterstrichen, indem Markus die Bedienung herzlich duzt. "Was willst du, wir machen hier eine Bergtour! Da wird geduzt, fertig! Und bei Gelegenheit bringst mir bitte nochmal Kiwi-Vanille, eine Kugel Capuccino und Rivella rot. Apropos: Habt ihr auch Rivella blau? Und, ach ja, ab wann gibt´s bei euch eigentlich Frühstück? "

Sven kommt gebürtig aus Achim bei Bremen, meine Heimat ist das Oldenburger Land, und als zugereiste Norddeutsche teilen wir uns ein Zimmer. Markus und Hannes, begeisterte Ur-Allgäuer, schlafen am anderen Ende des Ganges. Sonst wohnt niemand auf unserer Etage, und das ist gut so, denn die von uns ausgehende Geruchsbelästigung ist höllisch und erfordert weitgehende Isolierung. Selbst auf den Balkon legen wir unsere Socken nur mit Vorbehalt; Gelbkreuzgranaten läßt man ja auch nur ungerne offen herumliegen.

Im Doppelbett studieren wir die morgige Etappe. Sollen wir noch einen Gipfel "spontan mitnehmen"? Der Muttler (3294m) lacht uns an...Dann schlafen wir ein.

Sonntag. Später Frühstück um sieben. Vorsichtshalber packe ich mir ein paar Wurstbrötchen in den Rucksack. Und Honig-Hotel-Portionspackungen, für den extremen Notfall.

Die Wirtin fragt uns, ob wir nicht noch ein bißchen bleiben möchten. Heute sei Schweizer Nationalfeiertag und Edmund Stoiber würde nach Samnaun kommen, um eine Festrede zu halten.

"Ach nö, danke." -und schon sind wir weg.

-Wobei "schon sind wir weg" irgendwie nach Tempo klingt, und davon kann wahrlich keine Rede sein.

Auf den ersten 3 km, die wir ostwärts auf der Spisser Talstrasse zurücklegen, wechseln sich müdestes Gejogge, schleichendes Gehen und Standpausen ab.

Erstmals haben wir ein Problem mit der Wegfindung. Die Karte gibt sich eindeutig, aber die Realität sieht anders aus. Tatsächlich verpassen wir den Einstieg ins Val Sampuoir und begeben uns sicherheitshalber auf einen Umweg via "Funtana Buna". Mit halbstündiger Verspätung stossen wir auf den Weg, der uns über die Fuorcla Salet ins Inntal bringen soll ("Fuorcla salet" ist rätoromanisch und dürfte wohl "Salzscharte" heissen).

Räusper. Jetzt muß ich mal ein ernstes Wort an die Leute vom "Kompass"-Kartenverlag richten. Also: Auf unserem Umweg durchquerten wir einen Strassen (!)-Tunnel, 80m lang, der bei Euch nicht existiert. Ein amüsanter Fauxpas, aber nicht wichtig. Doch jetzt kommt´s: Je tiefer wir in das Val Sampouir eindringen, desto lächerlicher wird das Ergebnis Eurer Arbeit. Auf Eurem Blatt Nr.24. führt eine gepunktete Linie zur Scharte, die sich nur einmal, nämlich ca. 500m südlich "Munt la Plaz" nach Osten wendet. Pustekuchen! Der Weg führt irgendwie, kreuz uns quer, serpentimig, was-weiß-ich, aber nicht so, wie Ihr behauptet! Schwindler! Buh! Geht nach Hause!

Um die uralten, verwitterten roten Markierungen zu finden, teilen wir uns auf und durchstreifen in 100m-Abständen das Tal. Klar; es dauert nicht lange, und wir haben den Kontakt untereinander verloren. Gut, daß wir gestern so viel gefuttert haben und es noch früh am Tag ist. Da fliessen die Verzweiflungstränen nicht gar so schnell. "Haaaallloooo"..... "aallllo" echot es steinern zurück.

Nach einigen Minuten treffe ich Markus wieder. Wir rufen gemeinsam. Nochmal, und nochmal lauter. Nix.

"Guck mal, da!" Ein dicker Findling mit rotem Pfeil! Heissa! Jetzt fehlen nur noch die anderen.

"Soll ich meine Trillerpfeife rausholen?" Markus schüttelt mit dem Kopf. Diese Norddeutschen, ts ts...

Die Sonne knattert. Erstmal zweites Frühstück, dann sehen wir weiter.

Das Val Sampuoir ist wesentlich weniger erschlossen als die bisher von uns durchlaufenen Quertäler; hier kommt selten jemand durch. Es fällt leicht, sich vorzustellen, wir schrüben das Jahr 5000 v. Chr.

Hm. Ob Ötzi wohl auch nach Markierungen gesucht hat? Oder Steinhäufchen? Oder hatte er, so wie wir, eine Kompass-Karte dabei? Das wäre eine Erklärung für sein jähes Ende...

Hannes taucht plötzlich in 200m Entfernung auf. Er steht auf einem Hügel und winkt. Was will er? Aha, wir sollen rechts hoch...

Muttler und Piz Mundin kann man sich folgendermaßen vorstellen: Vor langer Zeit hat ein Hersteller von braunen handtellergroßen Schiefertäfelchen pleite gemacht und seine Restbestände (ein paar Trilliarden Exemplare) hier in Graubünden aufgetürmt. Bei jedem Schritt macht es "Palöng-Plöng-löng-löng-ng-ng".

Zum Gehen oder gar Klettern absolut ungeeignet. Hält man sich irgendwo fest, macht es "Plöng" und man hat ein Täfelchen in der Hand.

-Und ohne Klettern geht´s hier leider nicht, denn eine gewaltige Täfelchen-Lawine hat wohl im letzten Winter den Weg unsichtbar gemacht. Da heißt es vorsichtig und mutig balancieren.

Einmal versteige ich mich heftig. Sven kommt zu mir und redet beruhigend auf mich ein: "Probier mal, einen Meter nach links zu kommen, und dann halt dich an dem großen Stein fest, da wird´s leichter..." Seine Stimme ist sanft und leise. Verbales Händchenhalten.

"Verflixt und zugenäht", denke ich mir, wenn er so mit mir spricht, bin ich offenbar in keiner guten Lage.

Wie immer: Irgendwie geht´s dann doch, adrenalingedopt hüpfe ich hinterher, sehe Hannes bereits ein mächtiges Schneefeld passieren, die Fuorcla Salet erreichen und den RHE genießen. Ein paar Minuten später stehe ich auch oben.

An eine "Spontan-Besteigung" des Muttler denkt hier niemand mehr. Unsere Verschleißgrenze ist langsam erreicht und wir haben genug damit zu tun, die roten Markierungen für den Weg runter ins Inntal zu finden.

An dieser Suche kann ich mich kaum mehr beteiligen. Meine Konzentrationsfähigkeit lässt nach, und ich beschränke ich auf das Stammeln unverständlicher Satzruinen, Kram wie "Hoppla, demnächst auch mit Wolkenschein, äh, ach wozu Brausepulver?! Apropos, wie steht´s mit Duschvorhängen aus Bärenpelz, hä?"

Auf dem Weg runter nach Tschlin begegnen wir Ameisenhügeln. Hunderten, dicht an dicht. Schwer, nicht aus Versehen draufzutreten. Warum sich die Ameisen hier so wohl fühlen? Keine Ahnung. Ein magischer Hang? Eine ameisenbindende Wasserader? Eine lokale Unterart, eine Die-Nähe-Ihresgleichen-Suchende Engadin-Ameise? Oder handelt es sich doch nur um eine billige Kollektiv-Halluzination?

Der Pfad wird zum Forstweg. Ein Wandervogel sitzt am Fahrbahnrand und kackt. Wir laufen grußlos vorbei, tun so, als sähen wir ihn nicht und reden übers Wetter.

Scha-witz! Ein Hauch von Süd! Schon am Ortseingang von Tschlin liest man auf der hiesigen, rätoromanischen Variante der "Achtung Kinder"-Schilder: "Attenziun". Prickelnde Exotik im Herzen Europas.

Gottseidank. Sven setzt sich mit seinem Wunsch nach einem Mittagessen durch (ich bin bereits zu willenlos, als daß ich mich an dieser Diskussion beteiligen könnte und wäre auch "trocken" weitergelaufen, nach Rom, zum Mond oder in den Untergang zwei Ecken weiter). Daher hocken wir uns in ein mit Schweizer Nationalfähnchen geschmücktes Lokal, bestellen Nudeln mit wasweißich und freuen uns über den lustiger Wirt.

Jeder isst 9 Kilo Spaghetti, Gottseidank, denn langsam wird uns ein kleiner Kartenlesefehler klar: Tschlin liegt keineswegs am Inn, sondern vom hier noch jungen, frisch brabbelnden Fluß trennen uns noch gute 500 Höhenmeter. Die joggen wir runter, schleppen uns durch die Talhitze nach San Nicla dal Rom, freuen uns auf der Innbrücke über die Frischluftkühlung und beginnen mit der Umlaufung der Sesvennagruppe; für eine Überquerung fehlt uns nun die Zeit. In Reschen wartet bereits Markus´ Freundin mit dem Kleinbus, der uns heimbringen soll.

Nun gut, Umlaufung klingt wie ein milder Spaziergang, aber hierfür geht es nochmal in flotter Nordic-Walking-Manier 20 km steile Waldpfade hinauf, über Moorflächen querende Bretterwege und am "Grünen See" vorbei, den ich, seit geraumer Zeit mit leerer Trinkblase laufend und somit durstig, zum Tanken nutzen möchte. Als ich meinen Plastiksack gefüllt habe, macht mich Hannes auf einen im giftgrünen Wasser treibenden toten Fisch aufmerksam. Noch ist die Vernunft größer als die Gier. Pech gehabt. Oder Glück. Erst knapp unterhalb der "Dreiländerecke", dem letzten Hochpunkt unserer Reise (ca.2000m) kann ich meine Liquidität wiederherstellen. Höchste Zeit.

"Drum höre, Knabe, was der Vater spricht: Alles kann der Deutsche tragen, nur den Durst erträgt er nicht."

Als wir um 17.41 einen kleinen weißen Grenzstein mit der Markierung "I" entdecken, strahlen unsere Gesichter. Ein paar Minuten beschwingter Dauerlauf berab, und wir erblicken in der Tiefe den Reschensee. Ahhhh! Juhu! Da ist er, der legendäre Kirchturm des in den Fluten versunkenen Graun, der alte Römerpass, die Pforte zum Vinschgau, der Weg nach Rom.

Auf diesen letzten Metern schmieden wir bereits neue Pläne: Das Stichwort lautet "Hannibal". Wir machen eine "to do"-Liste. Wer besorgt die Elefanten? Was dürfen die kosten? Wie alt sollten die sein? Afro oder Inder, welche sind besser? Wann geht´s los: Nächstes Jahr oder nächste Woche?

Wigald in den Alpen

Wir schrauben die Beine ab und rollen zum Reschener Skigebiet, erstöbern bereits km vor dem Ziel geeignete Orte für unser offizielles Zielfoto, rufen die Lieben daheim an und melden Vollzug, saufen die Wasserreste weg und erreichen um 18 Uhr und fünfzig Minuten das Reschenseeufer. Allgemeines Geherze und Geknuddel.

Dann treffen wir Verena und ihre Freundin, die uns bereits in einem urigen Seelokal einen hübschen Tisch reserviert haben.

Mit dem Finger auf der Karte führen wir unsere charmanten Abholer wortreich durch das Dach Europas und präsentieren unsere Abenteuer, lassen uns feiern und feiern selber. Herr Ober! Grillplatte! Bier! Schnaps!

Hat es je Helden wie uns gegeben? Leute, die uns auch nur gaaanz annähernd das Wasser hätten reichen können?

Nein, nein, nein.

Sind wir nicht irre tolle Hechte?

Ja, ja, ja!

Es ist dunkel. Abfahrt, Feierabend, Dankeschön.


© Wigald Boning, 01. September 2004