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Emil "Lokomotive" Zatopek (1922-2000)
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Carl Wilhelm Wilke , 07. August 2004Ultramarathon rund um den Balaton - 215 KM - 26.06.04
Bei der Suche nach Berichten über den 24 - Stunden - Lauf von Hamburg, im Internet, entdeckte ich einen Hinweis auf die o.g. Veranstaltung, ca 3 Wochen vorher. Da ich schon einmal am Balaton war und einen ungarischer Freund der Familie in der Nähe wohnt, entschloss ich mich kurzfristig zur Teilnahme. Aufgrund von Sprachschwierigkeiten bemühte ich den ungarischen Freund der Familie. Er half die Formalitäten zu erledigen und fand heraus, dass 3 Ungarn, 3 Italiener, 2 Tschechen und ein Deutscher, mich mitgerechnet, angemeldet wären. Mein Schwiegervater entschloss sich als Begleiter mitzukommen.
Anreise im angegebenen Hotel einen Tag vor Rennbeginn. Probleme mit meiner Beinmuskulatur, wahrscheinlich durch ein Ungleichgewicht meines Magnesium/Kalium-haushaltes (lt. Auskunft einer ungarischen Apothekerin). Meine Rettung war wahrscheinlich die Masseusin des Hotels. Sie nahm sich Zeit für meine Beine und gabe mir Tipps. Nächster Tag, ca eine Stunde vor Rennbeginn, erste Info über den Rennablauf und die Info, dass lediglich 4 Teilnehmer an den Start gehen.
Dann der Start. Die beiden Ungarn vorweg. Der Tscheche und ich im Abstand von 50 m hinterher. Der Tscheche und ich unterhalten uns. Tscheche sagt wir sollen die Frau aus Ungarn ziehen lassen. Sie würde den Weltrekord halten über 24 Stunden Laufband-Laufen. Bestmarke für Frauen und Männer, darüber hinaus hat sie auch das letzte Mal den Lauf gewonnen. Ich stimmte zu und wir achteten die ersten Stunden darauf das Tempo in Grenzen zu halten. Zusammen legten wir die ersten 70 Kilometer in 6,5 Stunden zurück. Meine Beine waren in Ordnung.Der andere Ungar entschloss sich zunächst das schnelle Tempo der Weltrekordlerin mitzugehen.
Wir hatten insgesamt drei Begleitfahrzeuge vom Veranstalter mit Essen und Getränken alle 3 bis 5 Kilometer an der Straße. Mein persönliches Begleitfahrzeug war meistens zeitgleich dabei. Es wurden auch die persönlichen Utensilien der Teilnehmer mitgenommen und bereitgestellt. Ich hatte mich mit dem Tschechen gut unterhalten, die ersten 70 Kilometer. Er ist Arzt und hat läuferisch einige Erfahrungen wie 2 mal Spartatlon, diverse Alpenläufe und 2004 einen 48 Stunden Lauf in der Halle. Nach 70 Kilometer wollte ich das Tempo ein klein wenig reduzieren, der Tscheche wollte etwas Tempo machen, so trennten wir uns mit der Bemerkung: "See you in the Forrest.". Ein überflutetes Waldstück nach 140 KM, welches bei der Sreckenbesprechung angekündigt wurde, wegen dem anschließend wahrscheilich notwendigen Schuhwechsel. Ich sollte den Forrest nie erreichen. Ich lief locker weiter, nachdem ich Kleidung und Schuhe gewechselt hatte. Schwiegervater/ungarischer Freund hatten meine Kleidung/Schuhe und Red Bull am Fahrzeug. Ich testete im Verlauf des Rennens das erste mal Red Bull ohne Coffein, nachdem mir der tschechische Arzt die Wirkung erklärt hatte. Schwiegervater musste etwas davon an Tankstellen kaufen.
Die nächsten Kilometer wurde es dunkel. Ich lief allein mit Kopflampe. Immer an schwierigen Stellen stand das Begleitfahrzeug und die Betreuer, welche sehr nett waren, zeigten den Weg. Ich freute mich bereits seit Stunden auf das bei KM 96 angekündigte Abendessen. Nudeln mit Käse oder mit Marmelade. Endlich war es soweit, aber es gab nur Instant-Suppe, weil die notwendigen Schlüssel für die Küche vergessen wurden. Schade, aber die Suppe, mit kalten Wasser verdünnt und gekühlt, tat auch sehr gut. Die folgenden 3 Kilometer waren schwer zu finden, deshalb begleitete der Chef der Veranstaltung die Läufer zu Fuß oder mit dem Auto. Die folgenden 20 Kilometer waren für mich sehr anstrengend, weil ich die Steigungen in der Dunkelheit unterschätzt hatte und viel zu schnell diese Strecke bewältigte. Der Weg ging ab vom See in die "Berge" (für einen norddeutschen sind die insgesamt 610 Höhenmeter eine ganze Menge). Bei uns in Oldenburg gibt es die Osenberge, welches die höchsten "Berge" der Region sind mit 26 Metern über dem Meeresspiegel. Es wurde mir dananch, da ich an Steigungen das Tempo extra drosselte, kalt. Meine Kleidung war ja nicht im Begleitfahrzeug, sondern bei Schwiegervater im Auto und das hatte ich seit 20 Kilometern nicht gesehen. Ich telefonierte schließlich. Beide waren vorgefahren um ein wenig zu schlafen. Ich habe sie geweckt und sie kamen sofort. Warme Sachen an, neue Batterien für die Kopflampe und weiter geht's. Bereits seit 20 KM und auch die nächsten 10 KM herrscht völlige Dunkelheit. Man spürt das Leben in den Wäldern, durch die man läuft. Mehrfach höre ich Rotwild durch das Unterholz brechen. Immer bei Gebäuden befinden sich große Zäune. Innerhalb der eingezäunten Bereiche sind meistens große Wachhunde die, ob der nächtlichen Störung, laut kläffend gegen die Zäune springen. Teilweise standen Tore offen, aber die Hunde bemerkten dies zum Glück nicht.
Endlich wurde es heller. Bei den Pausen fragte ich jetzt immer nach dem Waldstück (Forrest). Durch den Waldweg wird der Weg auf eine andere Srecke geführt, welchekürzer und sicherer ist. Plötzlich, kurz nach einer Getränkepause, stand der Chef der Veranstaltung mit seinem Auto an der Straße und fragte mich, ob ich Wasser trinken wolle. Ich grüßte, verneinte und lief weiter. Er winkte freundlich und fuhr davon ohne mir den entscheidenen Hinweis zu geben, dass die Abzweigung durch den Wald nach 200 Metern links sei. Er hatte vergessen mir den Hinweis zu geben. So lief ich Kilometer um Kilometer weiter. Teilweise war gar kein Wald mehr in Sicht. Nachdem ich nun bestimmt 10 Kilometer gelaufen war, ohne Betreuerteam/ohne Getränke, kam mir alles ganz komisch vor. Plötzlich die große Bundesstraße und ich wusste das ich falsch sein musste. Ich rief Schwiegervater an - Bestätigung. Ca. 8 KM Umweg. Ich solle weiterlaufen, das Betreuerfahrzeug würde gleich kommen. Es wurde bereits 10:00 bis 11:00 Uhr. Die Temperaturen stiegen auf 30 Grad. Nur manchmal kam eine frische kühle Brise vom See. Die beiden Fahrzeuge hatten mich schließlich gefunden. Ich wechselte Schuhe, Kleidung, Essen und Trinken. Beim Weiterlaufen kamen die Betreuer vom offiziellen Begleitfahrzeug 3 mal auf die Idee mich auf dem Fahrradweg zum See zu schicken - 1 mal kam ich selber auf diese Idee. Immer waren es mehrere Kilometer Umweg, weil der Weg immer wieder zurück zu der Straße führte. Insgesamt waren so meine zusätzlichen Kilometer mindestens 15 KM.
Die letzten Kilometer ziehen sich in die Länge. Es wird heiss. Über 30 Grad. Ich bin etwas verärgert über die vielen Umwege und gehe bei jeder Steigung. Dann erfahre ich, dass der Ungar seit 20 Kilometern nur ein paar Minuten vor mir war. Ich sage mir egal. Die mögliche Zeit von 25 bis 26 Stunden war nun eh nicht mehr möglich, nach meinem Debakel mit den Umwegen. Jetzt auf den letzten Kilometern lasse ich mich nicht mehr verrückt machen. 30 Stunden ist die maximale Zeit und ich will jetzt nur noch unter 29 Stunden bleiben und das schaffe ich sogar noch wenn ich ganz langsam die letzten Kilometer gehe. Die letzten Kilometer bin ich dann doch gelaufen. Im Ziel warteten die anderen.
Gratulation/Siegerehrung/Kartentausch - Verabschiedung. Wir hatten ein paar richtig spannende Stunden zum Teil gemeinsam erlebt. Viele Storchennester auf den Schornsteinen der Häuser an der Straße gesehen, tolle Landschaft erlebt, welche von der vielfältigen Land- und Weinwirtschaft geprägt wird, nette Betreuer, welche sich liebevoll um uns gekümmert haben rund um die Uhr und wir alle haben es geschafft. Siehe Ergebnistabelle:
III. Balaton Ultramaraton (2004-06-26) eredményei
BalatonaligaH. Pont Név Kat. Nem Idô 01. Cseh Jan Ondrus 40-50 (1) F(1) 22:36:53 02. Magy Bérces Edit 18-40 (1) N(1) 25:18:15 03. Magy Pék Imre 40-50 (2) F(2) 28:24:20 04. Ném Carl-Wilhelm Wilke 40-50 (3) F(3) 28:45:48Sehr beeindruckt hatte mich nicht nur die sportliche Leistung des Tschechen, welcher nicht nur die leistungsstarke Ungarin eingeholt hatte, sondern ihr noch fast 3 Stunden Zeit abgenommen hatte. Nein, neben dieser sportlichen Leistung beeindruckte mich besonders das völlig anspruchslose Verhalten des Tschechischen Arztes. Im Hotel des Startortes, Clubhotel Balatonaglia übernachtete er ohne Kosten auf einen Platz am See im Zelt, nach einer langen Zugfahrt, ich übernachtete natürlich im Hotel, nach einem Flug. Während des Laufs wechselte ich zweimal Schuhe und Kleidung. Der Tscheche wechselte nie. Er lief "oben ohne" los, damit er für die Nacht noch ein trockenes Shirt hätte. Nachts, trotz eisiger Kälte, lief er in kurzer Hose durch. Die Schuhe wurden nie gewechselt. Es kam mir mein eigenes Verhalten plötzlich sehr großspurig vor und zeigte mir auf der anderen Seite auch eine Herausforderung sein kann, etwas sparsamer an eine solche Veranstaltungen heranzugehen.
Ich glaube ich bin nächstes Jahr wieder dabei. Ich hoffe nur mir gelingt es diese tolle Veranstaltung etwas bekannt zu machen, damit mehr Teilnehmer die Gelegenheit nutzen um den größten Binnensee Europas zu laufen.
Helfen Sie bitte mit.
© Carl Wilhelm Wilke , 07. August 2004
carl-wilhelm.wilke@ewetel.netWeitere Info's und Berichte zum Lauf: