Alle zeigen - Bericht von ilona schlegel zum Troisdorfer 6h-Lauf:
ilona schlegel , 05.01.2005

Rekorde aller Art beim 4. M.U.T.-6-Stundenlauf in Troisdorf

Inzwischen kann man durchaus sagen „alle Jahre wieder“, wenn die M.U.T. zum Jahresende zum längst nicht mehr als Geheimtipp gehandelten 6-Stundenlauf einlädt. Dass die Veranstaltung durch eine kurzweilige Strecke, prima Atmosphäre, hervorragende Infrastruktur (der Kuchen geht bis zum Kehraus in der Turnhalle nie aus) und einen rührigen Veranstalter mit hoher Ultrakompetenz besticht, hat sich inzwischen herumgesprochen (kein Wunder, nicht nur ich verrate das ja auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit). Dieses Jahr bot aber noch mehr, denn durch die vorgeschaltete DUV-Mitgliederversammlung gab es nicht nur ein großes Starterfeld mit Teilnahmerekord, sondern auch eine exzellent besetzte Konkurrenz. Nationalteammitglieder fielen kaum auf, das DUV-Präsidium zeigte, dass Funktionäre ihr Amt auch mit sportlichen Leistungen verbinden können und überhaupt traf sich in Troisdorf wieder die ganze Szene, die man das Jahr über als Wiederholungstäter so kennt. Einige ließen mit der inoffiziellen Ultra-Jahresabschlussfeier das Laufjahr in gemütlichem Tempo und angeregten Gesprächen ausklingen, andere gaben noch mal richtig Gas. Das Umfeld war jedenfalls für jede Art der Laufphilosophie perfekt gestaltet worden. Der Veranstalter hatte sich z B. für die Musikauswahl, die den Stadionein- und Auslauf begleitet, etwas Neues einfallen lassen: die Läufer und Läuferinnen konnten über Internet vorher ihre persönlichen Musikwünsche übermitteln. Dies ergab eine echt gute Mischung und hat mir besonders gut gefallen. Dummerweise hatte ich mich mehr mit der Starterliste beschäftigt und den entsprechenden Hinweis überlesen. Also war kein Musikwunsch von mir dabei. Das wurmt mich schon, obwohl es sonst saugut läuft. Da Jutta Jöhring mit Ihrem Stehtisch aber wieder da ist und als Betreuerin von ich weiß nicht wie viel Laufkundschaft fungiert, werde ich nicht nur meine Getränke los, sondern gebe auch noch meine Musikwünsche an sie weiter – zur Weitergabe an den Diskjockey. Mein erster Wunsch „Like the way I do“ von Melissa Etheridge ist aber nicht vorrätig. Ziemlich schwach, denn die CD habe ich schließlich im Auto. Immerhin verlängert sich so die gedankliche Ablenkung, mir weitere Musiktitel zu wünschen, die mir jetzt gerne zu Ohren kommen können. Die zweite Wahl „Frauen kommen langsam, aber gewaltig“ von Ina Deter ist auch nicht im Repertoire. Frauenfeindliche Tendenzen in der musikalischen Vorratskammer lassen sich jetzt nicht mehr leugnen. Die CD-Sammlung schient nicht ganz gegendert zu sein. Hat aber auch etwas für sich, denn jetzt kann ich mich mit der Frage beschäftigen, ob ich den DJ weiter bis auf’s Blut quäle und mir Runde für Runde ein zunehmend ausgefalleneres Lied wünsche (wie hieß nur der größte Hit der Jakobsisters?) oder ob ich im realisierbaren Bereich bleibe. Mit solchen Grundsatzfragen vergeht die sechsstündige Zeit natürlich ziemlich schnell, ich entscheide mich für die humane Taktik und wünsche mir via Jutta (die kann man auch mit keinem Sonderwunsch aus dem Konzept bringen!) „Poison“ von Alice Cooper. Nächste Runde erfahre ich, dass das Lied greifbar ist. Ich weiß nicht, ob ich mich freuen oder enttäuscht sein soll. Jedenfalls ist meine gedankliche Beschäftigung mit den besten Laufliedern nun beendet, und ich kann zu den einleitenden Klängen meines Wunschhits ins Stadion einlaufen. Dort gibt es im überdachten Verpflegungsstand wieder angewärmte Getränke und ein richtiges Ultrabuffet, was viele zum Verweilen animiert. Uli Knabs Bedenken, dass es durch die deutlich höhere Teilnahmezahl auch an Staffeln (selbst Schuld: das habt Ihr eben verdient!) auf der Strecke eng werden könnte beim Überrunden, bewahrheiten sich nicht. Es ist immer gut belebt, man trifft alle paar hundert Meter bekannte Gesichter, und durch eine lobenswerte Laufdisziplin mit ausbleibender Kohortenbildung kann man eigentlich immer gut überholen oder sich überholen lassen. Für die Staffeln ist es sicher mühsamer, aber dafür werden die ja auch abgelöst. Mein besonderes Augenmerk gilt wieder mal der Wendepunktpuppe im Stadion. Die wurde – wie mir noch vor dem Lauf erläutert wurde – wegen der kalten Novemberwitterung diesmal nicht nur mit langer Laufkleidung, sondern auch mit einer Mütze bedacht (oder behauptet?). Die M.U.T. denkt eben an alles. Leider ist aber von Anfang an festzustellen, dass Läufer, die im Temporausch einen möglichst engen Radius bei der Wende laufen, der lässig im Stuhl lehnenden M.U.T.-Puppe nicht nur die Mütze, sondern auch noch die Haare vom Kopf reißen. Typisch, dass die Läufer in Troisdorf für die Pannen zuständig sind. Anfänglich finden sich Helfer, die das Haupthaar wieder aufsetzen, was zu der netten Abwechslung führt, dass die Frisur immer wieder anders sitzt – oder eher hängt. Einen Helfer für die Re-Dekoration der Wendepunktpuppe kann aber längerfristig nicht mal die M.U.T. bieten, so dass auf die Haarpracht verzichtet wird und nur die saisonal angepasste Mütze den Kopf ziert. Das Rennen entwickelt sich indessen spannend, sowohl bei den Männern wie bei den Frauen gibt es in den vorderen Rängen (ausgenommen Platz 1) Positionswechsel. Die Resultate mischen die Jahresbestenliste noch einmal richtig auf. Vier Frauen über 70 km, sieben über 65 km, zwölf über 60 km, drei Männer über 80 km, neun über 75 km und zwanzig über 70 km spricht vom sportliche Niveau schon für sich respektive für die Veranstaltung. Auch die erste Staffel stellt mit 105 km einen beachtlichen Streckenrekord auf, während Jochen Kümpel seine Topform über 50 km auf sechs Stunden ausdehnt und mit 85,624 km einen ebenso souveränen Streckerekordsieg erläuft wie Tanja Hooß bei den Frauen mit 75,041 km. Die äußeren Bedingungen waren einmal mehr gut, denn der Regen des Vorabends kam nicht zurück, so dass es zwar kalt und etwas neblig, aber trocken war.
Natürlich gehört zu dem erstklassigen Laufevent auch ein ebensolches après, und die Halle direkt neben der Strecke mit Fotoshow vom gerade beendeten Lauf hat sich wieder einmal bewährt. Ich habe diesmal das Glück (oder das große taktische Vermögen bewiesen), direkt vor der Halle (verlockend mit dem Schild „Caferia“ ausgezeichnet) stehen zu bleiben und mit Iris Jaschky zu den ersten beiden zu gehören, deren Restmeter ausgemessen werden. Das faire an den Stundenläufen ist eben auch, dass die ersten nicht das warme Wasser wegduschen können und die Reihenfolge in der Dusche eine ganz andere ist. Dass kurz vor der Siegerehrung das Licht in der Halle für 20 Minuten ausfällt, stört außer dem Veranstalter auch niemand. Schließlich sorgen die Kerzen auf den Tischen für eine prä-adventliche Stimmung und den Weg zum Buffet kann man immer noch hinreichend gut erkennen. Es hat also wieder einmal Spaß gemacht in Troisdorf. Dafür ganz herzlichen Dank an die MUTler/innen, die immer für gute Stimmung an der Strecke sorgten, auch wenn es sicher Schöneres gibt, als bei 5 Grad im November Stunden an statt auf der Laufstrecke zu verbringen.

© ilona schlegel, 05.01.2005

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