Alle zeigen - Bericht von Wolfgang Sacher zum Lauftage 100 KM Biel-Bienne:
Wolfgang Sacher , 07.07.2008

50. Lauf 100Km Biel

50. Lauf 100 Km Biel


Im Vorfeld wurde meine Euphorie leider durch Trainingspausen reduziert.
Es war mir trotzdem noch gelungen meine Vorbereitungen soweit abzuschließen, dass ich mit dem Gedanken hier in Biel zu starten und durchzukommen zu Recht kam.
Jetzt galt es, sich mental auf den Lauf zu konzentrieren.
Der Wetterbericht hatte schon am Wochenanfang nichts gutes mehr gemeldet. Eine kalte Luftströmung seit Tagen aus dem Norden. Eine Regenfront vom Atlantik über Frankreich Richtung Alpen.
Sollte sich Biel von seiner unschönen Seite zeigen?
Donnerstag den 12.06.2008 wurden die Koffer verladen und nach Moni`s Feierabend setzten wir uns um ca. 15.00 Uhr Richtung Süden in Bewegung. Auf der BAB war der Verkehr trotz LKW`s und Fußballfans ( EM 2008 ) noch zu ertragen. Um die lästige Schweizerische Autobahngebühr zu umgehen, wollten wir kurz vor Basel auf die Landstrasse ausweichen, um dann über die Grenze zu fahren. Leider sind Hinweisschilder Mangelware, an der Grenze zeigte uns dann ein freundlicher Zollbeamter den richtigen Weg durch das Straßenwirrwar im Grenzbereich Richtung Basel. Über die Landstrasse war es dann kein Problem mehr in die Schweiz zu kommen. In Basel gibt es aber keine Hinweisschilder von den nächsten umliegenden Ortschaften. Der Durchgangsverkehr sollte über die Autobahnen ( Vignetten-Pflicht ) abgewickelt werden. Nach einer halben Stunde Irrfahrt konnte uns dann ein freundlicher Soldat ( Aufsicht an einem Fan Parkplatz am Bahnhof ) den Weg über eine Ortschaft zeigen, die in keiner Straßenkarte verzeichnet war, aber uns wieder hoffen ließ heute noch vor 20.30 Uhr in Biel am Eisstadion anzukommen, um noch die Startunterlagen abholen zu können. Denn am nächsten Tag wollten wir in Biel einen Stadtbummel machen und nicht in der Schlange stehen, denn es gab schon über 5000 Voranmeldungen.
Kurz vor 20.30 hatten wir es dann doch noch geschafft in Biel anzukommen. Parkplatz gesucht schnell in die Halle hinein. Ach du meine Güte! Vor der Anmeldung eine Schlange Wartender. Ca. 50 Teilnehmer wollten noch ihre Unterlagen abholen, ich stellte mich noch an. Nach ein paar Minuten war ich nicht mehr der Letzte, einige kamen noch nach uns. Es dauerte aber nicht lange und die Startnummer mit den restlichen Unterlagen hatte ich in der Hand. Jetzt noch schnell einen Überblick in der Halle gewinnen, was sonst noch wichtig war und dann schnell wieder ans Auto zurück. Wir wollten noch ins Hotel um dort noch ein warmes Essen zu bekommen. Das Hotel liegt im Jura ca. 6 Km entfernt von Biel. Wunderschöne Gegend, hier könnte man Urlaub machen! Und die Wirtsleute sehr angenehme Zeitgenossen. Der Hausherr spricht gut deutsch und eine Verständigung ist problemlos. Wir hatten Glück die Küche war noch nicht geschlossen. Ein großes Stück Schwein mit etwas Nudeln für mich und Moni hatte sich für heute Abend ein Fisch mit Beilage vorgestellt. Danach ab aufs Zimmer. Am nächsten Morgen lange geschlafen und nach dem Frühstück nach Biel zum Shopping. Erste Bekannte liefen uns dort sofort über den Weg. Eine kleine Gruppe vom Fitnessstudio Brosch aus Obertshausen. Doris und Karl Heinz mit Freunden, sie wollten auch beim Jubiläumslauf mit dabei sein. Nach einem kurzen Small Talk, sowie dem ausgiebigen Shopping, gingen wir dann in die Altstadt um noch ein kräftiges Essen einzunehmen. Ein italienisches Lokal, welches wir aus früheren Zeiten noch kannten, war sehr einladend und wir konnten nicht wieder stehen.
Moni begnügte sich mit einem Salatteller mit Geflügelstreifen und ich lies mich von einem Fitnessteller überzeugen. Moni`s Einwand, nach dem ich mein Essen vor mir hatte, ob ich nicht doch besser Nudeln hätte essen sollen, weil ein großer Salatteller jetzt vor mir stand, nahm ich nicht so wichtig. Denn ich bin kein Nudelfreak. Außerdem hatte ich zur Vorsorge noch ein paar Energieriegel im Gepäck dabei, falls ich vor dem Start doch noch Hunger bekommen sollte. Nach dem Essen zurück zum Hotel und noch einmal aufs Ohr gelegt. Schlafen konnte ich zwar nicht, aber die Beine ausstrecken ist ja auch nicht so verkehrt.
18.30 Uhr ein Blick nach dem Wetter zeigte mir, es sollte doch so bleiben wie es im Wetterbericht die ganze Zeit zu hören war. Weiterhin kalt aber kein Regen. Ich entschied mich für kurze Hose und ein Laufhemd mit kurzen Ärmeln und eine Kappe gegen die zu erwartende Sonne am nächsten Tag. So wie Papiertaschentücher man weis ja nie!
Keine Lampe, denn bei meinen vorherigen Läufen hier in Biel konnte ich immer hinter LäuferInnen mitlaufen die eine Beleuchtung dabei hatten. Diese Ausleuchtung, gerade beim Ho-Tschi-Minh-Pfades, reichte mir aber immer aus.
So langsam kam die Unruhe bei mir, nach dem Anziehen der Laufklamotten, Startnummer usw. wollte ich doch jetzt nach Biel fahren und endlich an den Start gehen. Es sollte nun losgehen die lange Vorbereitungszeit mit allem was passiert war, würde dann der Vergangenheit angehören.
21.00 Uhr in Biel, Parkplatz gefunden in der Nähe beim Start, denn später wollte Moni wieder ins Hotel zurück fahren. Sie sollte mich ja morgen früh wenn ALLES gut lief gegen 8.00 Uhr am Ziel empfangen. Hier in der Eishalle war ein reges Treiben. Ein Teil der Teilnehmer versammelte sich vor einer Video-Leinwand, die das Fußball-EM-Spiel Holland – Frankreich zeigte. Wir gingen noch eine Runde durch die Halle und trafen Otto Kopf. Er hatte sich verhältnismäßig spät für die Teilnahme entschieden, auch er hatte in der Vorbereitungsphase mit Problemen zu kämpfen. Aber jetzt wo der Start bald erfolgte, waren die Gedanken schon beim Laufen und man konnte sowieso nichts mehr ändern.
Wir setzten uns dann doch noch in dem Zuschauerbereich etwas nieder. Zur Vorsorge hatte ich mir noch ein paar Energieriegel in mich hineingestopft, etwas Hunger habe ich immer. Um 21.30 Uhr gingen wir in den Startbereich. Hier trafen wir dann kurz noch Uli Amborn von der LG Offenbach, er hatte sich trotz seiner Teilnahme am Brüder Grimm Lauf auch für die Teilnahme am Jubiläumslauf hier in Biel entschieden. Es war seine erste Teilnahme hier, aber als „ Offenbacher Aushängeschild „ Ultra-Läufer mit sehr großer Erfahrung, sollte dieser Lauf auch für ihn ein Erlebnis werden.
Die Menschenmenge im Startbereich war mobilisiert.
Pünktlich der Start 22.00 Uhr 10,9,8,7,6…….. Los.
Die LäuferInnen waren losgelassen. Die große Masse der Teilnehmer erlaubte aber erst nur gehen, nach einigen Metern hinter dem Start konnte ich dann erstmals einen Laufschritt aufnehmen. Die Temperatur war um 12 Grad, kein Regen und nachts sollte sie noch auf 8 Grad herunterfallen. Aber man bekam schon jetzt einen kühlen Hauch ab wenn man nicht im Pulk mitlief. In Biel waren es nicht so viele Zuschauer wie ich es aus der Vergangenheit schon erlebt hatte.
Die ersten Kilometer waren ganz locker bewältigt. Man hört in den Körper und jedes noch so unwichtige Teil des Körpers meldet sich.
Aber es schien gut zu laufen, die Kilometer
1-5:47 Min,
2-5:03 Min,
3-5:02 Min,
4-5:29 Min,
5-5:34 Min,
es wurde kühler und dunkler. Die erste Steigung zeigte wieder einmal jetzt ist man in Biel angekommen. Auch hatte ich das Bedürfnis mir bei erster Gelegenheit in der Dunkelheit und im Waldbereich ein stilles Örtchen zu suchen. Meine Essensvorbereitung schien doch nicht so optimal gewesen zu sein? Aber damit konnte ich noch umgehen. Wieder auf der Strecke sah ich dann Otto vor mir. Ein kurzes „Hallo“ und ich lief weiter in Richtung Ziel. Die Streckenmarkierung wechselte jetzt auf 5 Kilometerangaben, so konnte man sich immer auf dem Laufenden halten. Mein Innerstes meldete sich noch einmal, was hatte ich mir bloß bei dem „ Fitnessteller“ gedacht! Otto musste ich dann wieder einholen und was sollte ich sagen. „Ich war wieder einmal im Acker gewesen„. Meine Durchlaufzeiten ließen mich trotzdem optimistisch weiterlaufen. Bei 30 Kilometer zeigte meine Uhr 2:53:41 Stunden. Ich war im Soll. Bei der nächsten Kontrolle Kilometer 35, die Zeit zeigte 29:02 Minuten für 5 Kilometer. Alles im grünen Bereich. Die Dunkelheit wie auch die Steigungen konnte ich locker hinter mich bringen. Auf der Strecke waren bei den markanten Punkten, wie z.B. in Aarberg wieder viel mehr Publikum. Scheinbar war jetzt keine TV Fußballzeit mehr.
Im Bereich zwischen 35 – 40 Kilometer merkte ich auf einmal, der Dampf ist raus?
Was war jetzt los?
Hungerast, keine Kraft mehr in den Beinen Bei der nächsten Verpflegungsstelle, habe ich dann richtig zugeschlagen. Bouillon, Brot, Kekse, Iso wie auch Bananen alles musste jetzt in mich rein. Die nächsten Kilometer langsam im 6.xx Minutenschnitt und nicht daran denken. Die kommende Verpflegungsstelle wieder das Gleiche, Bouillon, Brot, Kekse, Iso und Bananen. Ich hatte richtig Probleme das ganze Zeug in kurzer Zeit in mich hinein zu stopfen. Weiterlaufen nur nicht dran denken was noch alles kommen kann. Zum Glück waren die Steigungen jetzt meine Hilfe im Kampf wieder einen normalen Schritt aufzunehmen. Auch meine MitläuferInnen konnten an den Steigungen nicht so ein flottes Tempo anschlagen. So war ich dann bei Kilometer 50 ( Das Bergfest ist eigentlich erst nach ca. 60 Kilometer ) mit meiner Durchgangszeit 5:11:47 Stunden den Umständen entsprechend zu frieden. Mein Ziel war außer Ankommen noch im Bereich des möglichen, vorne eine 10. Auch mein Laufstil wurde wieder gleichmäßiger. Bei Kilometer 55 wieder eine 29:52 Minuten für 5 Kilometer. Scheinbar hatte ich den Hungerast überwunden. Die Verpflegungsstellen sind aber auch gut bestückt. Nur die geschmackliche Reihenfolge musste man außer acht lassen. Vorsichtshalber waren die Verpflegungsstellen für mich Pflicht geworden, immer mit vollem Programm. Aber das Hineinstopfen bewirkte bei mir jetzt Durchfall. Alle paar Kilometer war mir die freie Natur behilflich, mein neues Problem zu lösen. Jeweils kurz vor den 60, 70 und 80 Kilometerschildern musste ich Zeit dafür opfern. Was sich auch in den Durchgangszeiten wieder spiegelte. Dadurch litt auch meine Motivation, denn die 10 vorn verschwand zusehends.
Bis Kilometer 60- 40:43 Min, 65- 32:20, 70- 39:58, 75- 32:40, 80- 38:31, 85- 35:29, 90- 36:08. Bei Kilometer 90 war es mir dann schon bewusst, heute war es nicht die richtige Nacht.
Ein Ziel wollte ich dann doch noch erreichen. Durchkommen, ohne das ich dann im Ziel wie eine Lei…. aussehe. Auch PB war noch locker zu bewältigen, denn meine alte Bestzeit aus dem Jahr 2004 betrug 11:47:03 Stunden. Trotzdem spürte ich die gelaufenen Kilometer in den Beinen, auch wenn mir die Pausen an den Verpflegungsstellen hilfreich waren. Das Kilometerschild 95 (- 37:31) erlöst einen, denn jetzt ist mit Sicherheit keine großen Steigung mehr zu bewältigen (ab und zu waren kleine Änderungen der Strecke gegenüber der früheren Streckenführung vorgekommen). Hier ist nur noch die Zielnähe spürbar. Denn hier tauchen jetzt schon die ersten Betreuer auf, die ihre Schützlinge zur erfolgreichen Teilnahme aufmuntern wollten. Vermehrt scheinbar die Staffelläufer wurden hier in Empfang genommen um sie bei den letzten Kilometern zu begleiten. Für mich bedeutet es aber das Ziel ist in der Nähe und der Lauf hat bald sein Ende gefunden.
96- 7:17,
97- 6:10,
98- 6:47,
99- 5:49,
100- 5:37
Im Ziel, geschafft. 11:06:47 Stunden.
Moni musste leider viel länger auf mich warten als vorgesehen. Sie war froh das ich es geschafft hatte. Nach ein paar Erklärungen holte sie mir dann das erworbene Finisher T-Shirt wie auch die Medaille. Jetzt nach dem Zieleinlauf war mir jeder Schritt zu viel. Langsam schlurfte ich zum Auto, Moni suchte mich aber noch im Zielbereich, so dass wir erst nach einiger Zeit zum Hotel zurück gefahren sind. Dort angekommen war die Dusche und das Umziehen nur noch Vorbereitung für ein Frühstück nach Maß, wie auch der erste Schluck Wein ( TWANNER Chasselas 2007 ) seit Monaten. Danach ins Bett und schlafen. Am Abend wurde dann ein üppiges Fondue Chinoise mit viel Wein vernichtet. Der Abend fand aber bald seinen Abschluss. Am nächsten Tag fuhren wir wieder nach Hause, denn wir wollten am Montag zum Radurlaub nach Bayern fahren.

Teilnehmer aus der Offenbacher Region

100 Km

Uli Amborn M50 4, Ges. 29, 8:24:38 Std., 1. Teiln.
Karl-Heinz Brosch M60 36, Ges. 1140, 12:40:06 Std., 3. Teiln.
Edward Deninger M50 294, Ges. 1650, 14:47:58 Std., 1. Teiln.
Bärbel Fischer W40 8, Ges. 36, 10:39:23 Std., 1. Teiln.
Thomas Fischer M35 43, Ges. 254, 9:51:27 Std., 2. Teiln.
Detlev Gumbmann M50 179, Ges. 1095, 12:33:42 Std., 2. Teiln.
Volker Keim M40 34, Ges. 119, 9:19:21 Std., 1. Teiln.
Iris Keim-Merten W40 75, Ges. 242, 14:47:58 Std., 1. Teiln.
Achim Knecht M45 298, Ges. 1262, 13:01:21 Std., 1. Teiln.
Otto Kopf M55 90, Ges. 1025, 12:20:51 Std., 3. Teiln.
Ursula Kraus W55 9, Ges. 204, 13:51:31 Std., 3. Teiln.
Wolfgang Sacher M55 45, Ges. 630, 11:06:47 Std., 6. Teiln.
Günther Skrypnik M50 225, Ges. 1305, 13:10:03 Std., 3. Teiln.
Erich Johann Storz M55 104, Ges. 1131, 12:38:54 Std., 1. Teiln.
Gerhard Walper M55 98, Ges. 1092, 12:33:20 Std., 10. Teiln.
Brigitte Zietlow W55 13, Ges. 240, 14:46:31 Std., 4. Teiln.
Hans Uwe Zietlow M60 23, Ges. 976, 12:10:45 Std., 6. Teiln.

Teilstrecke 1 ( 38,5 Km )

Rolf-Achim Reichart M45 25, Ges. 81, 5:11:36 Std.
Reinhard Schulz M65 1, Ges. 68, 4:57 59 Std.


Marathon

Doris Brosch W55 4, Ges. 46, 5:11:37 Std., 1. Teiln.
Doris Deninger W45 12, Ges. 43, 5:07:32 Std., 1. Teiln.
Marion Jäger W40 14, Ges. 42, 5:07:32 Std., 1. Teiln.
Rita Stehr W45 13, Ges. 47, 5:11:48 Std., 1. Teiln.


100 Km Er + Sie

Cordula + Stefan Ott Ges. 23, 12:15:14 Std.


Wolfgang Sacher


© Wolfgang Sacher, 07.07.2008

Weitere Info's und Berichte zum Lauf:


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